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Samstag, 26. Februar 2011

13.) Claremont, Mai 17, 1890, Mein merkwürdiger Freund Bramble

Es ist an der Zeit ein paar Sätze über Bramble zu schreiben. Er ist so etwas wie mein bester Freund in der Mannschaft. Erstaunlich eigentlich, denn er spielt die gleiche Position wie ich, Fänger. Wir sind Konkurrenten und er hat die Konkurrenz verloren, im Augenblick zumindest. Ich bin Stammspieler und er sitzt am Ende der  Bank.
Gute Vorraussetzung für eine Feindschaft. Das wir dennoch Freunde geworden liegt zum Beispiel daran, daß wir beide Bücher lesen. Für Ballspieler ist das ungewöhnlich und damit will ich nicht behaupten das alle Ballspielervon Natur aus ungebildet sind, aber es herrschen in unserem Handwerk zwei Vorurteile über das Lesen:

Erstens: Lesen von Büchern ist unmännlich. Lesen von Zeitungen, insbesondere Sportseiten, ist akzeptabel.

Zweitens: Lesen, in jeder Form, schadet den Augen. die Augen aber sind das größte Kapital des Ballspielers.
Also sind Bramble und ich Außenseiter in unserer er Mannschaft und das bindet zusammen.  Aber recht überlegt sind wir alle, in unserer Mannschaft, eine Ansammlung von Außenseiter, selbst die größten Konformisten und gerade die sind an der Außenseite, seitlich und schräg weg vom Leben in ihrer kleinen Welt der Ordnung und Wohlanständigkeit. Auch solche sind in unsere Mannschaft, neben den Stotterer und dem, der schlecht riecht.
Bramble kommt, wie man so sagt, aus gutem Hause, aus sehr gutem sogar, so weit ich weiß. Diese Einschränkung, "so weit ich weiß", muß ich zu fast allem machen, etwas ich über ihn mitteile. Denn er spricht nicht gern über sich selbst. Auch das ist eine Gemeinsamkeit mit mir. Das meiste glaube ich aus irgendwelchen Nebenbemerkungen heraus gehört zu haben. Er spricht nicht gern über sich, weil er ein normaler Kerl (engl. regular guy) in der Mannschaft sein will und kein reicher Affe. Die Eltern haben ein Business, offenbar, sind reich,  gutes Haus also und gute Schule, griechisch, Latein,und französisch!  Und jetzt Ballspieler in Claremont, ihm scheint das überhaupt nicht zu stören. Vielleicht ist das sein Problem. Er hat einen unglaublichen Mangel an Ehrgeiz. Das Ballspiel ist für ihn ein Spiel, nichts weiter.  Ich muß stocken. Was ist es denn für mich? Ein Spiel , das ist es, aber auch ein Handwerk, ein Beruf! Bramble sieht es anders.
 Ich habe Möglichkeiten (engl. I've got options) sagt er oft und mit ein wenig Arroganz und meint damit sein Leben als Nicht-Ballspieler. Wir andere haben wenige Möglichkeiten in jenem normalen Leben. Wir tragen einen Virus in uns, der uns zu Ballspielern macht und sonst nichts.
"Uchek, ", sagte Bramble vor kurzem, wir reden uns niemals mit unseren Vornamen an, "Uchek , du hast doch eigentlich einen guten Kopf auf deinen Schultern, aber warum hast du bloß so einen miesen Geschmack? Warum liest du diese Bücher von James William, der Kerl ist ein alter Trottel, und du hast die ganze Zeit diesen Mist in der Hand?"

In diesem Punkt bin ich empfindlich. Denn was ist einer, der die Bücher eines Trottels liest?
"William schreibt über das Ballspiel, und er schreibt verdammt gut , das weißt du!"

"Zugegeben er kann schreiben, aber ein guter Schriftsteller ist er nur dann, wenn er nicht vom Ballspiel schreibt. Ich verstehe nicht warum ein Mensch von Verstand überhaupt über so etwas wie das Ballspiel schreibt. Sag mir, warum gehen die Leute in den Ballpark, um anderen beim Spielen zu zugucken. Das Ballspiel ist das größte Spiel, das es gibt, wenn man es spielt, aber es ist das Elendeste wenn man zuguckt."

"Dazu hast du allerdings in letzter Zeitviel Gelegenheit gehabt." erwiderte ich. Keine freundliche Anspielung auf die Tatsache, daß er in den vergangenen Wochen kaum Spielzeit bekommen hatte.

"Verdammter Uchek, halt dein Maul", er starrte mich an. Der Zorn war echt, kein Zweifel. Das war das erste Mal, daß ich Bramble wütend sah. Er legte sonst größten Wert darauf, heiteren Gleichmut zu zeigen, mit einer Spur Ironie gewürzt.
"C.D. es ist schlimm da zu sitzen", das war knapp gesagt, es klang wie echte Verzweiflung und vergeblich versuchte ich einen Hauch von Ironie in dieser Worten oder seiner Mimik zu erkennen. Er war toternst.
Es kam eine Pause.
"Bramble, ich verstehe, daß du es haßt zuzugucken, aber für die Zuschauer ist das Spiel ein großer Trost,ein Fest vielleicht, weißt du. Es fängt bei 0-0 an, hat klare Regeln, es ist ein sauberes Spiel. Du hast den Respekt deiner Gegner und selbst wenn du verlierst, kannst du mit erhobenen Haupt vom Platz gehen. Es ist genau das Gegenteil vom richtigen Leben, deshalb lieben es die Leute."
"Du hast recht, Uchek, wenn du in Trenchtown (Armenviertel in Liberty City) geboren bist, steht es schon 20-0 gegen dich, beim ersten Atemzug. Und dann bist du am Schlag, ein Leben lang  und versuchst einen Eisenball zu schlagen, mit einem Strohhalm in der Hand."

Und was ist unsere Rolle in diesem Theater? Leben wir im Traum der Zuschauer als Darsteller des rechten Lebens?  Sind wir das Gespinst der Anderen, können wir daraus befreien?

Das Beste was James William geschrieben ist dies hier (und es ist das Einzige was Bramble gelten läßt):

(meine deutsche Übersetzung)



Solang du Selbstgeworfnes fängst,
ist alles Geschicklichkeit und läßlicher Gewinn -;
 erst wenn du plötzlich Fänger wirst des Balles,
den eine ewige Mit-Spielerin dir zuwarf,
deiner Mitte, in genau gekonntem Schwung,
in einem jener Bögen aus Gottes großem Brücken-Bau:
erst dann ist Fangen-Können ein Vermögen,
- nicht deines, einer Welt.
Und wenn du gar zurückzuwerfen Kraft und Mut besäßest,
nein, wunderbarer: Mut und Kraft vergäßest

 und schon geworfen hättest.....
(wie das Jahr die Vögel wirft,
die Wandervogelschwärme,
die eine ältre einer jungen Wärme hinüberschleudert über Meere -)
 erst in diesem Wagnis spielst du gültig mit.
Erleichterst dir den Wurf nicht mehr; erschwerst dir ihn nicht mehr.
Aus deinen Händen tritt das Meteor und rast in seine Räume...

Dienstag, 8. Februar 2011

6.) Claremont, 6. April, Der Geist des Ballspiels





Claremont, 6. April, Der Geist des Ballspiels







"Der Kern des Balles ist hart. Er wird von zwei schneeweißen Lederteilen ummantelt, die ineinandergreifen und durch einen dicken knallroten Zwirn zusammengenäht sind. Mit diesem Zwirn hat es eine besondere Bewandtnis, denn durch seine Stärke verändert er die makellose Rundung des Balles. Der Werfer bekommt damit ein wunderbares Hilfsmittel. Zum Handwerk des Werfers, wenn er irgendeine Aussicht auf Erfolg haben will, gehört es den Ball bei seinem Wurf in eine bestimmte Drehung zu versetzen. Dazu greift er den Ball auf unterschiedlichen Weisen und versucht zusätzlich durch Drehung des Handgelenks oder des gesamten Arms den gewünschten Drall  zu erzielen. Die rote Naht unterstützt ihn dabei und verstärkt die Drehung und dadurch die Flugbahn des Balles zum Schlagmann.




Die Gesetze der Physik werden ad absurdum geführt, wenn ein geworfener Ball auf scheinbar gerader Bahn fliegend, kurz bevor er den Schlagmann erreicht eine Kurve nach unten fliegt, als fiele er von einer Tischkante herunter. Oder aber, mit anderem Drall geworfen, biegt der Ball nach links oder rechts ab. All diese Techniken kombinert mit der Variationen der Ballgeschwindigkeit halten den Schlagmann in einem Zustand stetiger Ungewissheit.
Doch wehrlos ist der Schlagmann nicht, da doch die rote Naht des Balles auch ihm hilft. Denn jeder der verschiedenen Würfe läßt bei dem rotierenden Ball des Rote in einem anderen Muster flirren. Nun muß er erkennen -  ist es der Kurver oder der Knöchler,  der dort kommt und entsprechend reagieren. Aber, mein Gott, was heißt erkennen, was reagieren? 'Du mußt mit den Muskeln sehen' sagt ein Ballspiellehrer seinem Schüler.
 Muß der Ball dem Schlagmann nicht wie ein riesiges, ein faustgroßes, Insekt erscheinen. Eines mit pulsiereden Adern, eben jenem flirrenden, roten Garn. Geboren aus der Hand des Werfers rast es mit irrwitziger Geschwindigkeit auf ihn zu und narrt ihn durch die so bösartig gebogene Flugbahn. um dann sein Sekundenleben mit einem dumpfen Plopp im Lederhandschuh des Fängers auszuhauchen. Dann kehrt der Ball zum Werfer zurück, ein lebloses Ding und der Kreislauf beginnt von Neuem. Ein mächtiges Ausholen des Werfers, dies blitzartige, rot-weiße Insektenleben startet, die pflichtgemäße Täuschung des Schlägers und dann sein unvermitteltes Begräbnis.
Doch der Schlagmann weiß sich zu wehren. er ist der unbarmherzige Feind dieses Tieres. Er versucht es mit seinem Schläger zu zerschmettern und sein Leben auszulöschen. Nicht selten gelingt das, weil zuweilen dem Werfer die Insektengeburt mißlingt und deshalb ein taubes, lebloses Geschoß dem Schlagmann ein leichtes Ziel bietet. Oder er weiß das Insektengeflimmer zu lesen und so den Plan des Werfers über den Haufen zu werfen und zu treffen. Trifft er dann, findet die Ausholbewegung des Schlägers den erhofften Widerstand jagt es ihm wohl ein Schaudern durch den Körper. Bei dem Zusammenstoss entsteht ein krachendes Geräusch, das alle, sowohl Zuschauer, wie auch Spieler, in einem winzigen Augenblick in einen Zustand der Bestürzung versetzt. Nun ist aus dem Insekt ein Dämon geworden. Ein Teil der Zuschauer versetzt diese Verwandlung ein helle Begeisterung, während der andere Teil, die Unterstützer des Werfers, große Besorgnis empfinden. Getroffen von dem Schläger prallt der Ball zurück ins Feld mit doppelter Geschwindigkeit, ein Dämon, der sich seinen Weg bahnt. Und es brechen Sekunden der Freiheit und der Anarchie an. Der wilde Dämon setzt alles in Bewegung. Die Feldspieler hasten ihm nach, die Läufer wagen es ihre sichere Heimstatt auf den Malen zu verlassen und ihrem eigentlichen Ziel entgegen zu eilen: dem Heimmal . Den Punkt einzuheimsen, den keiner ihnen mehr entreissen kann. Die Feldmannschaft jedoch sucht die Krise zu meistern. Ein Spieler rast dem freien Ball hinterher um ihn zu bändigen, während seine Kollegen ihre, durch viele Übungen geprobten, Positionen einnehmen, variierend je nach Spielsituation. Dort erwarten sie die Rückkehr des gebändigten Dämons aus dem Außenfeld. Um den kecken Läufer abzufangen, der glaubt die Freiheit des Augenblicks noch weiter nutzen zu können um seinem Ziel näherzurücken. Jetzt wird der gebändigte Dämon zur Waffe der Feld- und Werferpartei um den zu töten der sich unklug von seinem sicheren Mal gelöst hat. Er wendet sich also damit gegen seinen Erzeuger und schickt ihn ins Aus."

Nach diesem Satz schloß ich das Buch. Das Licht wird schlecht. Es ist Abend. Vielemale habe ich dieses Sätze bereits gelesen. Niemand anderes als James William kann das Ballspiel so beschreiben, daß es mir dermaßen naheging. Er ist unser Nationaldichter, er hat viel über das Ballspiel nachgedacht.


Morgen ist das zweite Spiel gegen St Anne's Bay, unsere nächsten Nachbarn, nur eine 20 Minuten Zugritt entfernt. Heute Mittag servierten Wilma und Anne-Mary wieder unser Essen. Dabei reichte Anne-Mary mir eine Schüssel. Als sie sie mir reichte hielt ich für einen längeren Augenblick ihre Hand. Sie zog die ihre ein wenig später weg als ich erwartete. Das gab mir neuen Mut. Später traf ich sie außerhalb der Pension und ich traute mir zu fragen, ob sie nicht zum nächsten Spiel kommen wolle.Ich hatte zwei freie Pässe. Sie erwiderte, daß ihr Kleiner Bruder Mikey ein großer Ballspiel-Anhänger sei. das mußte wohl bedeuten, daß ihr herzlich gleichgültig ist was im Ballpark passiert. Dennoch sie nahm die Pässe und versprach zu kommen.

Samstag, 5. Februar 2011

4.) New America: Von der Geschichte Neu-Amerikas oder die Ballade vom Ballspiel, zweiter und letzter Teil

Die Spaltung des Landes in Rot und Blau blieb eine offene Wunde. In der Politik, wie im täglichen Leben waren die Spannungen immer präsent. Eine gemeinsame Leidenschaft der beiden Gruppen aber war der Sport und Sport in New America bedeutet das Ballspiel. Das Ballspiel wurde Friedensstifter. Wann es begann kann niemand sagen. William James beschreibt John T. Halfweek als den Schöpfer des Ballspiels.


 Das ist natürlich nur des Autors poetische Wahrheit. Doch die Person Halfweek ist historisch. Er war ein äußerst wohlhabender Mann. Er benutze einen großen Teil seines Reichtums um die Entwicklung des Ballspiels zu fördern. Er ließ Plätze bauen, er gründete Ballspiel-Klubs und er vereinheitlichte die Regeln des Sports. Sein Erfinder aber war er sicher nicht.Sein Heimatort war die Kleinstadt Eight Rivers, in der derLegende nach das erste Ballspielfeld entstand und das erste Spiel stattfand. In Liberty City jedoch waren schließlich die beiden wichtigsten Clubs der Insel beheimatet. Sie hießen und heißen einfach " die Roten" und "die Blauen". sie spielten im Oktober die Meisterschaft aus in sieben Spielen. Nach dem Putsch und dessen Niederschlagung in Jahr 1859 wurde diese Serie Versöhnungs Pokal genannt. Diese beiden Mannschaften waren die ersten Berufsspieler und sie sammelten die besten Spieler von der gesamten Insel in ihren Reihen.


Dieses Jahr, 1890, findet zum ersten Mal ein Liga-Wettbewerb statt, denn 14 andere Mannschaften wollen die Chance bekommen sich für den Conciliation Cup zu qualifizieren. Der Sieger der Roten Liga und der Blauen Liga, nach einer Saison von 162 Spielen, stehen sich dann im Oktober gegenüber.


James William erzählt von dem Entstehen des Ballspiels und dem Auftreten der Ballspiel-Urväter. Er erzählt von dem Ur-Blauen 'Mächt'gen Casey' und dem Urvater der Roten dem Werfer 'Dreifinger Brown', noch heute legen die Blauen ihr besonderes Augenmerk auf die starken Schlagmänner, während die Roten die Werfer bevorzugen. Wann diese Ereignisse stattfanden kann niemand mit Sicherheit sagen, wahrscheinlich war es in den beiden ersten Jahrzehnten des 19ten Jahrhunderts. Aber ein 'Casey' trat immer wieder auf in den Reihen der Blauen, in den 30er Jahren und in den 50er und auch später. Unmöglich konnte das dieselbe Person sein. Vielleicht war es Vater und Sohn und Sohnessohn,oder die herausragenden Fähigkeiten eines Spielers ließen ihn zum Nachfolger eines älteren Casey werden und dann verwandelte er sich in den Augen der Menschen in den einen Casey.
Wie auch immer die Verehrung für ihn blieb die gleiche und sie wurde geradezu sprichwörtlich. Der Ausruf des Erstaunens der im allgemeinen Englisch mit 'My Goodness!' oder 'My God!' lautet, heißt in New America 'Mighty Casey!'.





Brav und fleißig war er, ja,
Bescheiden lebte er mit den Seinen
In Liberty-Stadt nicht, sondern
Draußen umgeben von Himmel, Meer und Land
Acht Flüsse, war des Ortes drollig' Name,
In geheimen Auftrag trat er vor
Und bereitete denen ein Feld
Macht nieder den hohen Mais
Brach ab der Büsche wild
Glättete den Grund und maß ihn ab
In gerader Linie schritt er dann ab
Des Spieles frisches Feld
Schnell wuchs aus feinem Samen
Ein grüner Teppich gewebt
Aus tausend, tausend Halmen
So ertrug er klaglos immer
Den niederen Spott der Gaffer
Auch die Klage seiner Hausfrau
Rührt ihn nicht. Das Gebot , daß ihn
Antreibt ist stärker: das Feld des Spiels
Das soll nun sein sein Leben
Mit scharfem Auge mißt er kühl
Das Sich die Linien wohl trefflich
Kreuzen im feinsten Winkel
Dem Rechten nämlich. Pythagoras
Hätts nicht besser machen können
Dort das Quadrat, die Male an den Ecken
Dann des Werfers Kuppe an rechter Stelle
und schließlich die weiße Linie weit
ins Außenfeld gezogen es war vollbracht.


Zufrieden sah John T Halfweek auf sein Werk.


Rasch fanden sich sich ein, die Roten,
Wie die Blauen, recht wildes  Jungvolk
Voll Gier miteinand die Kräft zu messen
So begann das Spiel sehr schnell und bald
War die Erregung dem Spielsinn
Schlimmster Feind, denn die beiden
Gerieten doch schneller aneinand
Als es galt der Regeln Geist zu deuten
Es ging so weit  daß der blutgen Köpf'
Nicht wenig waren. Als Halfweek sah
Wie rot-besudelt sein liebes Spielfeld war
Gerriet er außer sich und rief:
'Einhalt, ihr wilden  bösen Buben all!
Ich will euch geben ein teueres Gesetz
Mit 95 Regeln , den Treueschwur
Müßt ihr mir geben, das ihr das achtet'
Und er schrieb aufs weiß' Papier
Die 95 Regeln und schlug sie mit festen Schlag
An des Bürgermeisters feinem Tor
Damit ein jeder es dort lesen könnt'
Auf's neue nun das Spiel begann.
Welch Anblick! Dort kam er hervor
Mächt'ger Casey schwingt im Spaße
Sein Holz als wär's ein Zweiglein nur
Stark wie Herkules schlägt er den Ball
Soweit, daß die Sonne ihn versengt,
Wie Sisyphus geduldig nimmt er
Die leeren Schwünge, das Fehlen hin
Wie die Natur des Spiels es ihm gebietet
Das blaue Tuch um seinen Rindernacken,
Blickt er stolz hinein ins rote Lager
In deren Mitte sitzt ein Mann
Bedachtsam und gedankenvoll
Drei-Finger Brown wird er geheißen
In einem grausen Mißgeschick
Gingen zwei seiner Finger ihm verlustig
Das böse Schicksal jedoch wandte
Er, mit hohen Segens' Hilfe, um
Zu seinem Glücke. Und zwar so:
Mit drei Fingern versetzt er den Ball
In einen Schwung, daß er auf dem Weg
Zum Schlagmann gar aberwitzig kurvt
Und bloß Verwirrung hinterläßt.


So standen Rot und Blau dann gegnüber
Aber ei! es fehlt ein Dritter! Wo bleibt
Er, der keine Farbe sein eigen nennt
Er, der Wanderne, den kein Gesetz je bindet
Er, der stets einsam seinem Sterne folgt
Die Südtatze ist's, er, der mit falscher
Hand den Ball wohl schleudert und gut
Sein Handwerk macht, zu gut für viele
Die mit neidvoll Miene ihn verfolgen
Der ewige Linkshänder er ist's, auf
Hiesiger Kuppe jetzt, im Aug' des Spiels
Steht er, von wilden Winden des Zorns
Umweht. ' Was will Der hier?' die Roten rufen
'Du böser Bold, du, mach dich fort'
So schreien auch die Blauen laut
Doch ungerührt durch Tumult und Konfusion
Steht stolz Südtatze, denn Blick gen Westen
Zum Schlagmann hin und seine freie Hand
Die Tatze, hängt Richtung Mittag, an seinem Arm
Auf seiner Kuppe steht er und niemals
Wird er weichen, eh'  nicht drei Aus sind
Mit linker, schlechter Hand geworfen
Duchstoßen die Bälle wie Pfeile
Schlimm, der Schläger frohen Sinn
Die dann die Haare raufend sich niedersetzen
Den Linkshänder verfluchen, aber auch
Bewundern ob seiner wunderlichen Art.


'Der Kecke, der Überkecke', so lärmt
Der rote wie der blaue Haufen
'Bringt ihn weg und schlagt ihn fort'
Schreien wie von Sinnen sie. Doch
Niemand wagt am Ende ihn anzurühren
Denn er bannt sie alle. Südtatze bleibt
Auf ewig, überall bleibt er oder
Er geht dann, wenn es ihm beliebt.
Da rief Halfweek, der Weise, endlich
Mit mächt'ger Stimme und erlöst
Die im Streit und Zorn Gefangenen.
Er rief den Spielern, dem Himmel, zu:
"Spielt Ball!"
Und so geschah's.

(Da die Übersetzung von mir ist, möge der Leser bitte das holprige Versmaß entschuldigen. Für den auswärtigen Leser muß ich erklären, daß das Spielfeld immer in Ost-West-Richtung ausgerichtet ist, um dem Werfer, wie dem Schlagmann möglichst weit die Blendung durch die Sonne zu ersparen. Bei einem linkshändigen Werfer zeigt dessen Wurfhand in südliche Richtung, wenn er dem Schlagmann gegenüber tritt)

Dienstag, 1. Februar 2011

3.) New America: Von der Geschichte Neu-Amerikas oder die Ballade vom Ballspiel

Claremont, April 1, 1890


 Ich denke, ich sollte einige Erklärungen nachholen, damit auch ein Ausländer mein Leben, die Geschichte New Americas und die Bedeutung des Ballspiels besser versteht.


New America ist 1780 entstanden. Die Revolte der der 11 Kolonien Nordamerkas gegen die britische Herrschaft war gescheitert. Die geschlagenen Führer dieser Revolte, z.B. Thomas Jefferson, Alexander Hamoilton oder der unglückselige George Washington, wurden von den Briten enteignet, deportiert nach einer Insel mit Namen Jamaica, dort zu einem sehr geringen Teil  entschädigt mit Besitzungen ansäßiger loyaler Briten. Diese übernahmen im Gegenzug die Anwesen der Revoltierer in Virginia oder Neu-England. Mit den Anführern wanderten eine große Zahl anderer freiheitsliebener Amerikaner in das nun 'New America' benannte neue Land aus um ihre Ideale dort verwirklicht zu sehen. Eindrucksvoll wurde diese Ensteheungsgeschichte von James William in seinem Epos 'A Land So Far' dargestellt:






So zogen sie nun von dannen,
Durch den kalten Rauch der Schlacht
Geschlagen? Ja, doch nie vernichtet
Lebt der Traum der Freiheit noch
Die Geschütze glühen, ihre Ernte wimmert
Unsere Großen, die dem Tod entkamen,
Franklin, der schlaue alte Mann und
Das Genie des Denkens und der Tat,
 Jefferson: sie eilten ihrem Heime zu
Das dort ihnen Schutz zuteile werde
Doch grausam war der Sieger
Stößt alle weg von ihrem Grund
Verjagt sie rasch von ihren Platze
Auf ein schmählich Eiland wirft er sie
Umgeben von rauher See, das dort
Das Vergessen sie zu Sklaven macht
Der Zeit. der verrinnenden Zeit
Sodass der nobele Gedanke auch zerrinnt
Die Idee der Freiheit sich verliert
Das war die Idee der bösen Briten
Die, die gebrochenen Stolzes sind,
Sie sollen einander weiter brechen
Sie, die an Ehrlosigkeit erstickten
Sollten weiter verzweifelt ringen
Um die wenig Ehr, die im Äther
Durch hastig Atmen zu erhaschen war
Und so ein Dasein trister Not zu fristen
Als Sklave ihres Lebens und nicht
Der Meister ihres Glücks zu sein








Die rückständige Insel wandelte im Laufe der nächsten Jahrzehnte ihr Gesicht von Grund auf. Die Tüchtigkeit ihrer neuen Bewohner war groß, ihre Erfindungsgabe erstaunlich. So prosperierte das neue Land schnell, wurde zu einem Handelszentrum für den gesamten amerikanischen Kontinent und produzierte eine Fülle modernster Waren und Werkzeuge. Die politische Verfassung förderte den gesellschaftlichen Fortschritt. Es herrschte allgemeines Wahlrecht, Pressefreiheit und es gab eine unabhängige Justiz. Das alles machte die Bewohner New Amerikas zu selbstbewußten und fortschtrittsfreudigen Menschen, sie waren fleißig und gelehrig und selbstbewußt. Aber das Selbstbewußtsein hatte auch seine Schattenseiten, denn aus ihm entstanden auch ein tiefer Konflikt. Der Streit zwischen den Blauen und den Roten. Jeder in diesem Land fühlte sich einer dieser beiden Gruppen zugehörig. Und man mißtraute sich gegenseitig auf das Äußerste. Die Blauen waren oft Händler, Geschäftsleute auch Hafenarbeiter, Fabrikarbeiter, auch Anwälte, Handwerker, kurzum Menschen, die dem Fortschritt und der Außenwelt zugewandt waren. Die Roten dagegen waren oft Landbesitzer, aber auch ihre Landarbeiter gehören dazu, Beamte, dann Polizei auch Fabrikarbeiter, rote Fabrikarbeiter. Überhaupt  war der Beruf nicht entscheidend, eine Familie war rot , einfach weil sie es war und meist wußte niemand mehr den eigentlichen Grund. James William beschreibt das so.:






So wurden sie, die großen Männer
Der kleinen Insel stolze Herren
Sie kamen aus dem Volk gewiss,
Und traten doch aus ihm hervor
Gebrochen waren sie am Verlust
Doch ihrer Seele Feuer heilte
Den Stolz, die Ehre stieg aus Asche
Klug führten sie das neue Land
Mit Scharfsinn waren die Weisungen
Geprägt, die der Insel bald schon
Glanz verliehen. Prächtige Häuser,
Glänzend Felder, blitzend Stahl
Und doch des Stolzes und der Ehre
Garstger Bastardbruder war der Zwist
Was wunder das bald auch er sich heimisch
Fühlte in der fleißgen Menschen Seele.
Dann standen auf dem Feld die Einen
Unter wehend blauen Banner
Geschart, einander Treue schwörend
Während auf der anderen Seit'  die Roten
Mit scharlach Hemd bekleidet
Mit feurigen Blick ihem Fähnlein folgend
Sich drängten und argwöhnich
Herüber schielten zu den Blauen
Mißtrauisch sie begafften. und die Blauen
 Nicht anders in frecher Red'  sich übten,
Die übers Feld hinüberklang
Und schnell dann böses Blut erzeugte.
Das wie ein Echo zur anderen Seite eilte
Und recht wie ein Karussell schließlich
Wie ein zornig Sturm alle mit sich zog
Wut und Zorn umwölbte nun sie alle
Rot wie blau in einem Taumel.
Doch dann Gebot ein Führer
Wars Jefferson, der kluge oder
Hamilton der findige? ach beide waren's wohl
"Halt!" so lautete der Ruf ihrer mächtg'n Stimmen
Ihre erhobenen Hände mahnten alle
Nun innezuhalten und sie horchen
Ihren Herren: der rote Jefferson
Er rief: Gedenkt Genossen. das wir Brüder sind
Und Hamilton der Blaue mahnte.´dann
Seid erinnert das der werke viele
Noch sind ungetan und ihrer Vollendung
Harren. Dieser Rede eingedenk
Verstummte nun das Volk und ging
Auseinander da auch schon das End des Tages kam
Voll Scham des schnellen Zorns, voll Reu
Ging einjeder zu seiner Heimstatt
Und schwur nie wieder ein Opfer zu werden
Des gräßlichen Gezanks ob rot, ob blau
Wir sind Amerikaner doch zuerst
Aber Beständigkeit ist nicht der Menschen Tugend
Und bald würde wieder aus nichtgen Anlaß
Ein neuer Streit sich wohl entzünden
Und sich rote Fahn und blauer Banner
Erneut im irren Sturm verwickeln
Und ein Zerreissen drohn