Mittwoch, 18. Mai 2011

42.) May Pen, September 30, 1893, Ein steinerner Traum

Von Juli ab ging unsere Saison den Bach runter und das schnell. 5, 10, 15, am Ende sind es 25 Spiele Rückstand auf den ersten. Wer das ist? Die Blauen, natürlich! Für uns blieb der fünfte Platz.

Ich hatte schon von Monty erzählt, Monty Wallace. Bis jetzt war er so gut wie immer leer ausgegangen bei der Postverteilung in unserem Klubhaus im Ballpark, aber in den letzten Wochen hat sich das gründlich geändert. Absender: eine Adresse in Claremont, die mir sehr vertraut war. Es war Margret Rivers, Anne-Mary's Schwester. Damals nach dem All-Star Spiel in Liberty City hatten wir uns alle vier Getroffen, zusammen gegessen, dann getanzt und am Meer spazieren gegangen. Ich hatte schon gemerkt, daß Monty und Margret sich gut verstanden. Monty hatte ein scoreless inning geworfen und war auch deshalb bester Laune, ehrlich gesagt hatte ich ihn an diesem Abend überhaupt zum ersten Mal in so etwas wie guter Laune gesehen, sonst ging von ihm der blanke Gleichmut aus. Anne Mary und ich sprachen später noch darüber und beschlossen dafür zu sorgen, daß die beiden sich öfter sehen sollten. Nun gut, das haben sie jetzt selbst in die Hand genommen.

Ich selbst hatte im August und September oft eine dunkle Stimmung. Ich blieb Backup Fänger, und Backup-Backup first baseman, wir spielten schlecht, das war schon Grund genug, aber dann mußte ich oft daran denken, was für ein Leben ich führte. Ich besaß nichts. Ein gemietetes Zimmer, wenn wir in May Pen waren, nicht mal die Möbel gehörten mir. Alles was ich besaß ein paar Kleidungsstücke, zwei paar Schuhe, ein paar Bücher, das war es. Ich dachte nicht daran, daß ich die Liebe von Anne-Mary hatte, den in diesen Augenblicken der Dunkelheit schien sie ganz weit weg. Auch dachte ich nicht daran, daß mich viele junge Männer beneideten, wer wollte nicht Ballspieler sein? Bewundert, beliebt, nicht war? In einen meiner trostlosen Augenblicken traf ich dann eine Entscheidung, die einige Folgen haben sollten. Mehr davon später.

Jede Saison die ich spielte, verglich ich mit den Bau eines Hauses. Am Ende war es fertig. Die Mannschaft hat es gemeinsam errichtet. Spiel für Spiel, Aus für Aus, Wurf für Wurf, mühsam würde Ziegelstein auf Ziegelstein gelegt, Tag um Tag. Wir haben es nicht geschafft ein großes Haus zu bauen, dieses Jahr nicht, wieder nicht. Wir haben 75 Spiele gewonnen und 87 verloren. Ein bescheidenes Hais, aber ein solides, ein ehrliches Haus, gebaut von uns Handwerkern des Ballspiels, mehr ist uns nicht gelungen, so viel Mühe wir uns auch gegeben hatten. Und wenn wir jetzt nach den Mühen, nach der Saison uns ausruhen und uns der Schlaf einen Traum schenkt, dann träumen wir von einen Palast, der entstehen wird, von Türmen und Türmchen, von hohen Fenstern und prächtigen Verzierungen, das wird einmal unser Werk sein und oben auf den Zinnen wird , groß wie eine Wolke ein Wimpel (engl. pennant = Zeichen der Champions) wehen, darauf geschrieben : BLUE LEAGUE CHAMPIONS. Soviel davon.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen