Sonntag, 27. Februar 2011

14.) St Anne's Bay, 18 Mai,1890, Ein dicker Ellenbogen

 Heute Spiel in St Anne's Bay, ein Nachbarschaftsmatch, nur 20 km Richtung Küste. Sechstes Inning, wir sind 3-1 hinten. Ich bin am ersten Mal Tilghman schlägt einen Bodenball in Richtung Kurzstop. Kurzstop Lipsey wirft zum zweiten Mal, wo Randy Brown den Ball erwartet, während ich schon kurz vor dem zweiten Mal bin und versuche hineinzurutschen. Ich pralle mit Brown zusammen , wir beide stürzen zu Boden, ich bin AUS und mein Ellenbogen schmerzt wie die Hölle.
Ich mußte raus aus den Spiel und sofort zum Doc. Er untersucht: dicke Schwellung,kein Bruch, eine Woche totale Ruhe, dann langsam belasten. Das Spiel haben wir übrigens 9-6 verloren.
Ok, jetzt bekommt Bramble die Chance auf die er gewartet hat. Unserere letzten 7 Spiele waren 2 (siege)-5 (niederlagen).  Die Stimmung in der Mannschaft ist nicht die beste.
Heute abend hat Anne-Mary meinen Arm noch mit Pferdesalbe eingerieben, das hat gutgetan. Ob es aber hilft, das entscheiden die nächsten Tage.

Samstag, 26. Februar 2011

13.) Claremont, Mai 17, 1890, Mein merkwürdiger Freund Bramble

Es ist an der Zeit ein paar Sätze über Bramble zu schreiben. Er ist so etwas wie mein bester Freund in der Mannschaft. Erstaunlich eigentlich, denn er spielt die gleiche Position wie ich, Fänger. Wir sind Konkurrenten und er hat die Konkurrenz verloren, im Augenblick zumindest. Ich bin Stammspieler und er sitzt am Ende der  Bank.
Gute Vorraussetzung für eine Feindschaft. Das wir dennoch Freunde geworden liegt zum Beispiel daran, daß wir beide Bücher lesen. Für Ballspieler ist das ungewöhnlich und damit will ich nicht behaupten das alle Ballspielervon Natur aus ungebildet sind, aber es herrschen in unserem Handwerk zwei Vorurteile über das Lesen:

Erstens: Lesen von Büchern ist unmännlich. Lesen von Zeitungen, insbesondere Sportseiten, ist akzeptabel.

Zweitens: Lesen, in jeder Form, schadet den Augen. die Augen aber sind das größte Kapital des Ballspielers.
Also sind Bramble und ich Außenseiter in unserer er Mannschaft und das bindet zusammen.  Aber recht überlegt sind wir alle, in unserer Mannschaft, eine Ansammlung von Außenseiter, selbst die größten Konformisten und gerade die sind an der Außenseite, seitlich und schräg weg vom Leben in ihrer kleinen Welt der Ordnung und Wohlanständigkeit. Auch solche sind in unsere Mannschaft, neben den Stotterer und dem, der schlecht riecht.
Bramble kommt, wie man so sagt, aus gutem Hause, aus sehr gutem sogar, so weit ich weiß. Diese Einschränkung, "so weit ich weiß", muß ich zu fast allem machen, etwas ich über ihn mitteile. Denn er spricht nicht gern über sich selbst. Auch das ist eine Gemeinsamkeit mit mir. Das meiste glaube ich aus irgendwelchen Nebenbemerkungen heraus gehört zu haben. Er spricht nicht gern über sich, weil er ein normaler Kerl (engl. regular guy) in der Mannschaft sein will und kein reicher Affe. Die Eltern haben ein Business, offenbar, sind reich,  gutes Haus also und gute Schule, griechisch, Latein,und französisch!  Und jetzt Ballspieler in Claremont, ihm scheint das überhaupt nicht zu stören. Vielleicht ist das sein Problem. Er hat einen unglaublichen Mangel an Ehrgeiz. Das Ballspiel ist für ihn ein Spiel, nichts weiter.  Ich muß stocken. Was ist es denn für mich? Ein Spiel , das ist es, aber auch ein Handwerk, ein Beruf! Bramble sieht es anders.
 Ich habe Möglichkeiten (engl. I've got options) sagt er oft und mit ein wenig Arroganz und meint damit sein Leben als Nicht-Ballspieler. Wir andere haben wenige Möglichkeiten in jenem normalen Leben. Wir tragen einen Virus in uns, der uns zu Ballspielern macht und sonst nichts.
"Uchek, ", sagte Bramble vor kurzem, wir reden uns niemals mit unseren Vornamen an, "Uchek , du hast doch eigentlich einen guten Kopf auf deinen Schultern, aber warum hast du bloß so einen miesen Geschmack? Warum liest du diese Bücher von James William, der Kerl ist ein alter Trottel, und du hast die ganze Zeit diesen Mist in der Hand?"

In diesem Punkt bin ich empfindlich. Denn was ist einer, der die Bücher eines Trottels liest?
"William schreibt über das Ballspiel, und er schreibt verdammt gut , das weißt du!"

"Zugegeben er kann schreiben, aber ein guter Schriftsteller ist er nur dann, wenn er nicht vom Ballspiel schreibt. Ich verstehe nicht warum ein Mensch von Verstand überhaupt über so etwas wie das Ballspiel schreibt. Sag mir, warum gehen die Leute in den Ballpark, um anderen beim Spielen zu zugucken. Das Ballspiel ist das größte Spiel, das es gibt, wenn man es spielt, aber es ist das Elendeste wenn man zuguckt."

"Dazu hast du allerdings in letzter Zeitviel Gelegenheit gehabt." erwiderte ich. Keine freundliche Anspielung auf die Tatsache, daß er in den vergangenen Wochen kaum Spielzeit bekommen hatte.

"Verdammter Uchek, halt dein Maul", er starrte mich an. Der Zorn war echt, kein Zweifel. Das war das erste Mal, daß ich Bramble wütend sah. Er legte sonst größten Wert darauf, heiteren Gleichmut zu zeigen, mit einer Spur Ironie gewürzt.
"C.D. es ist schlimm da zu sitzen", das war knapp gesagt, es klang wie echte Verzweiflung und vergeblich versuchte ich einen Hauch von Ironie in dieser Worten oder seiner Mimik zu erkennen. Er war toternst.
Es kam eine Pause.
"Bramble, ich verstehe, daß du es haßt zuzugucken, aber für die Zuschauer ist das Spiel ein großer Trost,ein Fest vielleicht, weißt du. Es fängt bei 0-0 an, hat klare Regeln, es ist ein sauberes Spiel. Du hast den Respekt deiner Gegner und selbst wenn du verlierst, kannst du mit erhobenen Haupt vom Platz gehen. Es ist genau das Gegenteil vom richtigen Leben, deshalb lieben es die Leute."
"Du hast recht, Uchek, wenn du in Trenchtown (Armenviertel in Liberty City) geboren bist, steht es schon 20-0 gegen dich, beim ersten Atemzug. Und dann bist du am Schlag, ein Leben lang  und versuchst einen Eisenball zu schlagen, mit einem Strohhalm in der Hand."

Und was ist unsere Rolle in diesem Theater? Leben wir im Traum der Zuschauer als Darsteller des rechten Lebens?  Sind wir das Gespinst der Anderen, können wir daraus befreien?

Das Beste was James William geschrieben ist dies hier (und es ist das Einzige was Bramble gelten läßt):

(meine deutsche Übersetzung)



Solang du Selbstgeworfnes fängst,
ist alles Geschicklichkeit und läßlicher Gewinn -;
 erst wenn du plötzlich Fänger wirst des Balles,
den eine ewige Mit-Spielerin dir zuwarf,
deiner Mitte, in genau gekonntem Schwung,
in einem jener Bögen aus Gottes großem Brücken-Bau:
erst dann ist Fangen-Können ein Vermögen,
- nicht deines, einer Welt.
Und wenn du gar zurückzuwerfen Kraft und Mut besäßest,
nein, wunderbarer: Mut und Kraft vergäßest

 und schon geworfen hättest.....
(wie das Jahr die Vögel wirft,
die Wandervogelschwärme,
die eine ältre einer jungen Wärme hinüberschleudert über Meere -)
 erst in diesem Wagnis spielst du gültig mit.
Erleichterst dir den Wurf nicht mehr; erschwerst dir ihn nicht mehr.
Aus deinen Händen tritt das Meteor und rast in seine Räume...

Freitag, 25. Februar 2011

12.) Claremont, 12 Mai, 1890, Zehn Fakten über Rechnen und Ballspielen

10 Fakten übers Rechnen und das Ballspiel





1    Im Ballspiel ist alles zählbar.




2    Was ein Schlagmann wert ist zeigt sich in drei Quotienten. Meine sind gegenwärtig: 0,277/0,333/0,452


3    Der Erste ist TREFFER geteilt durch AM SCHLAG.

4    Der Zweite ist (vereinfacht) TREFFER + GÄNGE geteilt durch AM SCHLAG + GÄNGE

5    Der Dritte ist komplizierter:
                5.1. Ein TREFFER ist entweder ein EINZEL, ein DOPPEL, ein DREIER oder ein HEIMLAUF
                5.2. Die Formel lautet EINZEL plus DOPPEL*2 plus DREIER*3 plus HEIMLAUF*4 dividiert durch AM SCHLAG
                5.3. Dieser Quotient zählt also nicht nur den TREFFER, sondern auch wie wervoll (und hart geschlagen) der  TREFFER war.

6    Liest jetzt noch jemand?

7    Der Durchschnitt aller Spieler in unserer Liga ist 0,262/0,330/0,419


8    Meine Zahlen sind höher als dieser Durchschnitt, das ist gut.

9    Da nur die Besten von unserer Junior-Liga den Sprung in die Senior-Liga schaffen, müssen meine Zahlen besser werden

10   Was man nicht zählen kann, darüber muß man schweigen.

Mittwoch, 23. Februar 2011

11.) Claremont, Mai 10, 1890, Spaziergang mit Anne-Mary

 Heute Spaziergang mit Anne-Mary.






 Nach dem Spiel gegen Gorden Town Pumas (6-4 verloren), trafen wir uns und wanderten zusammen in der Umgebung von Claremont. Claremont ist ein kleines Städtchen von ca 5000 Einwohnern und ist am Fuße der Blauen Berge gelegen, die die ganze Insel in Ost-West Richtung durchziehen und uns im Norden vom Süden mit der Hauptstadt Liberty-Stadt trennen. Der eine Teil des Ortes liegt schon in den Hügeln , die dann weiter südwarts schnell zu recht steilen  und hohen Bergen wachsen. Etwas südlich von Claremont waren die sogenannten Blauen Felsen, für die Claremont bekannt ist (und die unserer Ballspielmannschaft ihren Namen gaben). Es sind zwei kahle Felsbrocken, die sehr unvermittelt aus der grünen Hügellandschaft hervorbrechen. Sie scheinen wie ein Miniatur- Gebirge, von Riesenhand willkürlich dorthin gesetzt, als ein Vorspiel auf die wirklichen Blauen Berge, die nur 30 km entfernt sich bis zu 2000m emporschrauben, während die Blauen Felsen nur 50m hoch sind, aber dennoch eine abenteuerlichen Anblick boten und oft, je nach Lichtverhältnissen tatsächlich bläulich schimmerten.




Die nördliche Seite des Ortes öffnet sich aber zu einer Ebene , die sich bis zur Küste hinzieht. Dort in den riesigen Roggenfeldern begannen wir unseren Spaziergang. Wir sprachen vom Ballspiel. Sie fragte mich nach einigen Dingen. Von ihren Brüdern hatte sie wohl schon einiges gelernt, aber natürlich gab es auch Mißverständnisse. So fragte sie zum Beispiel: "C.D. du hast doch den einfachsten Job als Fänger. Alle anderen Feldspieler müssen laufen, du aber hockst nur das ganze Spiel hinter dem Schlagmann". Dabei sprach sie meinen Namen, C.D., mit einer sonderbaren Betonung aus, wie aus einer fremden Sprache, aber ich hatte keine Ahnung welcher. Aber die Art wie sie sprach war so reizvoll und ungewöhnlich, so das es mir schien als hätte ich gerade von ihr einen neuen Namen bekommen.


Ich erklärte ihr ein wenig von den Aufgaben des Fängers (es ist die wichtigste Position beim Ballspiel, außer der des Werfers) und zu meiner Überraschung schien sie aufrichtig interessiert. Einige Male fragte sie nach, wenn ich mich unklar ausdrückte.




Wir näherten uns wieder dem Ort und ließen die Roggenfelder hinter uns. Kurz vor dem Ort war der Friedhof, ich weiß gar nicht mehr wer von und beiden es vorschlug, aber wir machten noch einen Rundgang  zwischen den Gräbern. Glaubt mir, in der kurzen Zeit auf dem Friedhof habe ich mehr von Anne Mary kennengelernt, als wenn wir vier Stunden in einer Tanzhalle zugebracht hätten. Man erfährt viel über das Leben eines Menschen, wenn man den Toten nahe ist. Anne-Mary begann von sich selbst zu erzählen. Ich hatte schon gewußt, daß sie nicht den den Rest ihres Lebens in einer Pension als Hausmädchen arbeiten wollte. Das war es was sie von Wilma, ihrer Kollegin unterschied. Anne-Mary hat einen sehr wachen Verstand, darüber bestand kein Zweifel, aber ihre konkreten Pläne überraschten mich dann doch sehr.Im Herbst wollte sie nach Liberty-Stadt gehen und anfangen an der medizinischen Schule zu studieren. Sie wollte Ärztin werden! Ich hatte gelesen, daß seit kurzem auch Frauen zum Medizinstudium zugelassen waren und sie hatte den Ehrgeiz und den Willen genau das zu tun. Das imponierte mir sehr. Ich konnte nur ahnen wie schwer das Studium überhaupt sein würde und wieviele Hindernisse sie als Frau zusätzlich noch überwinden mußte. Aber schon nach der kurzen Zeit in der ich sie kannte, hatte ich ein Bild von ungeheurer Zielstrebigkeit von ihr gewonnen und ich war überzeugt, daß sie ihr Ziel erreichen würde.
Etwas in Verlegenheit stürzte mich ihre Frage, was meine Zukunftpläne wären. Ich sagte ich wollte ein Meister meines Handwerks werden, ich wollte Fänger in der Seniorliga werden, vielleicht ein All-Stern (d.h. der beste Spieler auf meiner Position), vielleicht ein Meisterschaftsspieler. Sie schien etwas irritiert von meiner Antwort und fragte welchen richtigen Beruf ich denn ausüben wollte. Offenbar dachte sie, das Ballspiel sei eine nette Beschäftigung für Kinder, vielleicht noch für Jugendliche oder etwas kindische Erwachsene. Ich war anderer Meinung, aber in dieser Situation ließ ich ihre Meinung ohne Widerspruch stehen. Auch sie merkte den Zwiespalt und wechselte das Thema.
Sie erzählte von ihrer Familie, ihren Eltern und ihren Geschwistern. Ihre Eltern schienen brave Leute zu sein, die offenbar alles daransetzten den Traum ihrer Tochter, das Studium, zu finanzieren. Reich waren sie nicht, aber ganz arm das waren sie wohl auch nicht. Über meine Familie konnte ich nur wenig berichten. Meine Mutter war tot, dessen war ich mir sicher. Sie wollte nicht glauben, daß ich mich an nichts anderes erinnern konnte und fragte nach meiner Kinderzeit, Schule und Freunde. Aber meine Erinnerung fehlte, besser gesagt sie bestand aus Scherben die ich in meinen Kopf nicht mehr zusammenfügen konnte. Ich sprach Englisch und Deutsch und auch  ein wenig Latein spukte durch mein Hirn, auf welcher Schule ich es gelernt hatte, wußte ich nicht. Das alles mußte Anne-Mary befremden, trotzdem ließ sie ihre Hand in meiner.








Jetzt war es Zeit nach Hause zurück zu kehren. Wir besprachen noch kurz wann wir uns das nächste Mal treffen könnten. Dann standen wir uns noch eine zeitlang schweigend gegenüber und sahen uns in die Augen. In ihren Augen sah ich mein eigenes Spiegelbild, aber es war klarer und anders als ich mich bisher selbst sah. Ich erblickte dort gewissermaßen einen neuen C.D.. Sich selbst in den Augen einer anderen wiederzuerkennen, daß erschütterte mich und bereitete mir gleichzeitig eine unendliche Freude, die weit über diesen Augenblick hinausragte. Zum Abschied sagte sie dann einen Satz, der mich lange begleitete . Ich war mir ungewiss was sie genau meinte. Ging es um mich als Ballspieler, oder um mich als Mensch? Oder um C.D. der Mann, der um seine Vergangenheit strugglte, der von einem Mädchen jetzt das Rätsel seines Lebens geschenkt bekam und gleichzeitig das Versprechen der Lösung dieses Rätsels. War meine Vergangenheit in Scherben, so  könnte doch meine Zukunft eine ganze werden. So lautete ihr Versprechen. Das war die Sprache ihrer Augen. darüber sollte ich noch lange nachsinnen . Sie sagte den Satz:


C.D., du bist ein guter Ballspieler

Dienstag, 22. Februar 2011

10.) Liberty, April 30, 1890, Armer Gary Shanks schafft es

 Wir sind in Liberty für drei Spiele gegen die Junior Blauen.

Heute wurde unser Werfer Gary Shanks nach Port Maria hochgerufen. Wenn es eine Spieler in unserer Mannschaft gibt, dem ich das gönne (außer mir selbst), dann ist es Shanks. In irgendeinem Roman hatte ich den Ausdruck: "eine gequälte Seele" gelesen. Genau das war Shanks. Alles an ihm hatte etwas Zerrissendes und Bedrohtes, aber auch Bedrohliches an sich.
Es zeigte sich in der Art, wie er sprach: die Sprunghaftigkeit seiner Gedanken, die Einfalt seiner Vorstellungen, das Mißtrauen gegenüber alles und jedem. Am Auffallendsten war aber die Angewohnheit in fast jedem Satz die Wendung "weißt du was ich mein?" einzufügen.  Sie war dann hastig hervorgestoßen, als wolle er sich dauernd vergewissern, ob sein Gesprächspartner ihm folgt oder schon zumindest in Gedanken ihm den Rücken zugewandt hat. Eine Antwort, nein, die erwartet er natürlich nicht. Ein flehender Blick aber begleitet oft die ihm eigene Redewendung. Er lechzte nach Anerkennung, das war klar. Und ebenso klar war, daß er diese in seinen Leben selten erhalten hat. Wie seine Kindheit ausgesehen hat, ich wußte es nicht. Durch einige hingeworfene Bemerkungen von ihm, war es nicht schwer zu begreifen, daß Mißachtung, Schmerz und Angst sein Leben bestimmt haben müssen.
Seine Sprechweise, aber auch seine Haltung und Gesten von einer ausgeprägten Hast gezeichnet. Als müßte er jetzt , ganz schnell etwas herausstoßen oder etwas tun, weil im nächsten Augenblick schon jemand ihn hindern oder schaden könnte oder als ob jederzeit ihm für alles eine Strafe drohen könnte.
"..weißt du was ich mein?", manchmal flüsternd und eindringlich gesagt, damit nichts an falsche Ohren dringen kann, er war der ewig mißtrauische, überall lauerte die Gefahr, immer waren da die anderen, die ihm zu schaden suchten. "...weißt du was ich mein?".
Selbst wenn er lachte, dann war es klein klares Lachen. In seinem Gesicht war schon Angst zu erkennen. Die Angst nach der Freude. Ein erfolgreiches Spiel und doch drohten hundert Niederlagen in seiner Zukunft, wie auch hundert Entwürdigungen und Schmerzen als Erbe seiner Vergangenheit. Er war gierig nach Anerkennung. Vielleicht war war das der eigentliche Grund für seinHang zum Ballspiel. Lobte man ihn oder sprach man ihn freundlich an, so würde man schnell sein Freund. Nein, war würde sein Herr und er würde einem folgen und alles tun um ein zweites und drittes Lob zu erlangen. Und wenn das ausblieb, oder ein hartes Wort fallen sollte, wäre man sein Feind, für immer und unerbittlich.
So war Gary Shanks.
Und so war Gary Shanks auf dem Ballspielplatz: Er war ein anderer. Auf der Wurfkuppe stand er aufrecht, konzentriert und furchtlos.  Wenn er über das Ballspiel sprach kam nie ein "weißt du was ich mein?"  aus seinem Mund. Es kamen keine abgebrochenen Sätze, ihm war keine ängstliche Folgsamkeit oder ängstliche Feindseligkeit anzumerken. Er war bei sich und seine Satz waren knapp und auf den Punkt.
 Auf dem Ballspielplatz war er frei
Es war der Rest seines Lebens, der war ein Gefängnis, voller Angst und Unsicherheit. Hier jedoch beim Ballspiel schien er zu Hause zu sein. Hier war er endlich heimgekommen, hier war der Platz, von dem die Psalmen berichten, wohin Gott die Gerechten führt und bewirtet. Wo die Fremdheit ein Ende hat.
Hier innerhalb der Linien war es schön (der englische terminus technicus des Ballspiels für den Bereich in dem das Spiel stattfindet heißt  ' fair territory', ich habe also fair hier in seiner älteren Bedeutung  von  schön übersetzt) , während es draußen im Leben, außerhalb der Linien, verottet war ( hier gilt der Ballspiel-Begriff  foul).

Sonntag, 20. Februar 2011

9.) Auf der Fahrt nach Halfway Tree, April 20, 1890, Zugfahrt und Brief an Anne-Mary

Liebe Anne-Mary,




Der erste Satz war gut.
Ich saß mit der Mannschaft im Zug von Yallah nach Liberty. Ich mußte jetzt den Brief schreiben. Später war keine Zeit mehr . Wir steigen im Hauptbahnhof um in die Nordlinie nach Halfway Tree, eine kurz Fahrt nur Dann direkt zum Ballpark, umziehen im Klubhaus, dann vielleicht eine Stunde praktizieren, vielleicht nur 45 Minuten. Danach war auf jeden Fall das Spiel. Dann war Abend und die Post war schon auf den Weg . Wir saßen hier gedrängt, der halbe Waggon voll mit den Claremont Blue Rocks. Um mich herum waren Manager John Cross, Gary, Bramble, die Werfer Clontz, Thaxton und Shanks und natürlich wie immer direkt neben dem Manager, Jim Boyce, der Außenfelder.




Ich bin sehr froh dir einen Brief schreiben zu können.


Ich dachte über den nächsten Satz nach. Es gab ein Problem. Ich hatte nämlich keine Ahnung wie man mit einem Mädchen spricht. Anderen Jungs macht das überhaupt kein Problem. Und sie haben Erfolg. Mir aber fällt es unsäglich schwer ein Mädchen anzusprechen. Aber andererseits hatte ich es schon geschafft, daß Anne-Mary zu einem Spiel gekommen war und hatte ihre Erlaubnis bekommen ihr einen Brief zu schreiben. Am allerwichtigsten für mich war ihr unvergessliches Lächeln, das sie mir geschenkt hatte. Ich mußte also irgendetwas richtig gemacht haben. Dieser tröstliche Gedanke half mir bei dem nächsten Satz:


Denn obwohl die Jungs ok sind, weiß ich oft nicht was ich mit ihnen reden soll und ich wünsche mir jemanden, die mir wirklich zuhört.





Ihr wißt gar nicht wie gut ihr es habt, Jungs! Manager Cross sprach die meiste Zeit. Ihr habt ein Jahr Zeit, 130 Spiele Zeit habt ihr um zu zeigen was in euch steckt. Dann sieht man was ihr könnt und wenn ihr was könnt, geht es hoch in Senior Liga. Dahin wollt ihr doch, oder? Gary will dahin, C.D. auch, ihr alle wollt es.


Das wollte ich dir bei unsrem letzten Treffen schon sagen Aber ich finde es einfacher niederzuschreiben, als es auszusprechen.





Endlich gibt es die Ligen. Unsere Junior Liga und die Senior Liga. Jetzt haben alle die Möglichkeit den Con zu gewinnen, nicht nur die Roten und die Blauen. Über Jahrzehnte immer nur Rot und Blau . Mein Gott sie waren die Besten, sicher. Sie zogen ja auch übers Land, spielten gegen die Dörfler und machten alle irre. Die Leute kamen und bezahlten Geld um Erwachsene beim Ballspiel zuzusehen. Und die Jungs auf dem Land wollten es den Typen aus Liberty City zeigen, diesen Angebern. Mann, die spielten Ball als Beruf! Und die nahmen die besten mit nach Hause, nach Liberty. Und dann im Oktober die Roten, die Blauen im Con Cup. Das ganze Land bebt, wie ein Rausch ist das. Ihr könnt es auch schaffen, irgendwann im Con Cup , dann am besten im siebtem Spiel , die Entscheidung,unentschieden im neunten inning, du C.D., am Schlag oder Gary, die Male voll und dann der Wurf und Schwung... er brachte den Satz nicht zu Ende . zu gerührt von seienem eigenem Gerede verstummte Manager Cross für einen Augenblick.





In diesem Augenblick, da ich an dich denke fühle ich mich sehr wohl.





" Verdammte Rote, verdammte Blaue, Verdammter Con Cup!!" Boyce war wieder zu hören. Die ganze Zeit begleitete er Cross' Rede mit Einwürfen dieser Art. Er wiederholte Satzfetzen von John and reicherte sie mit schlimmen Obszönitäten an. Ich gebe diese Unflätigkeiten pauschal mit dem Wort 'verdammt' wieder, was natürlich nur eine sehr abgeschwächte Übersetzung von Boyce' s Ausdrücken ist.
Manager Cross hatte sich gefangen: "Irgendwann schlägt jeder einen Heimlauf, Augen zu und fester Schwung und schon hoppelt der Ball hinter dem Zaum über die Weide." Boyce: "..verdammte Weide mit verdammter Kuhverdammt". Cross: "Aber ein echter Ballspieler muß immer wach sein, Jungs. In jedem Spiel, 130 bei uns und 162 in der Senior Liga, Bei jedem Am-Schlag, ja, bei jedem einzelnen Wurf, Leute." Boyce: ".. jeder verdammter Wurf, gerade stehen, als wenn ich euch den verdammten Stock in den Verdammten ramme". Boyce sah sich selbst als Assistenz-Manager, keine Frage. Immer war er neben John zu finden, während jeder Pause, auf allen Fahrten. John ließ sich von den Einwürfen nicht stören und ging nicht auf sie ein und redete weiter.#Aber ich mußte diesen Brief fertigbekommen. Wir waren schon kurz vor Liberty, wir hatten den Neu-Hafen erreicht und fuhren langsam.


Wir sind gerade auf der Fahrt von Yallah nach Liberty. Unsere Stimmung ist sehr gut, wir haben zwei von drei Spielen in Yallah gewonnen und haben jetzt 7-4 Siege.





"Verdammt!", dachte ich. Ich wollte doch nichts über das Ballspiel schreiben, weil mir klar war, daß sie das nicht interessierte. Jetzt stand der Satz da. Egal, ich liebe das Ballspiel und wenn sie in einem Brief nicht mal einen Satz über das Ballspiel ertragen kann, soll sie zur Hölle fahren! Unser Zug stand jetzt.
"Verdammte Verdammnis, warum sticken wir hier fest?" Unser Freund war außer sich. Wie hielt Manager Cross diesen Kerl aus?


Unser Zug ist gerade in Neu-Hafen und draußen herrsch ein unglaubliches Gewimmel von Fuhrwerken, Güterwaggons und eine Fülle von Arbeitern, die Karren ziehen und irgendwelche Waren von einer Stele zu anderen schleppen. Die Eisenbahnlinie führt nahe an der Küste entlang, so daß eine Unzahl von Schiffen zu sehen ist.



Der Betrieb in Hafen ist ungeheuerlich. Pferdefuhrwerke, Güterwaggons und Arbeiter mit Handkarren. Alle hasteten umher. Ladung wurde verladen. Lange Reihen von Lagerhäusern und dazwischen wie Nervenbahnen die Eisenbahngleisen. Der größte Hafen der Welt vielleicht, Waren aus ganz Amerika wurden hier umgeschlagen und dann verarbeitet oder einfach umgeladen um nach Europa oder anderswo in die Welt gebracht zu werden.
Übrigens Bryce jetzt schweigsam geworden. Seine weittragende Stimme hatte offenbar die Fahrgäste im hinteren Teil des Waggons gestört, denn irgendwann kam der Schaffner zu Manager Cross, sagte "Auf ein Wort, mein Herr" und flüsterte kurz mit ihm. Cross nickte nur, setzte sich hin und flüsterte seinerseits kurz mit Bryce, einen Satz nur so schien es. Bryce blickte vor sich auf den Boden und murmelte "Verdammte Verdammnis" vor sich hin und war dann still für den Rest der Fahrt und guckte mißmutig aus dem Fenster.


Ich würde gerne mit dir zusammen Liberty besuchen. Aber jetzt freu ich mich erstmal bald nach Claremont zurüchzukommen und dich zu sehen.
 Liebe Grüße Claude D.







Noch drei Stunden bis Spiebeginn.

Dienstag, 15. Februar 2011

8.) Claremont, April 17, 1890, "Nice or very nice"

Claremont, April 17, 1890, "Nice or very nice"


Bevor wir uns auf den Weg zu unserer ersten Auswärtsserie machen, gelang es mir kurz mit Anne-Mary zu sprechen. Ich fragte sie ob ihr das Spiel gestern gefallen hatte. Sie antwortete: "Es war nett" und wartete was ich weiter zu sagen hätte. Da hatte ich es! Sie benutze das englische Wort 'nice' und das ist wahrscheinlich das nichtssagenste der gesamten englischen Sprache. Mir Idiot fiel nichts mehr dazu ein. Sie drehte sich um und wollte weggehen, dann aber sah sie wohl ihren Fehler ein. Sie wandte sich erneut  um und strahlte mich mit ihren großartigen Lächeln an und sagte:"Es war SEHR nett". Dieser Augenblick blieb in meinem Herzen eingebrannt für eine sehr lange Zeit. Ich fragte noch, ob ich ihr aus Yallah schreiben dürfte, sie lächelte noch immer und nickte und ging. Überflüssig zu sagen, daß ich für die nächsten Tage allerbester Laune war.

Samstag, 12. Februar 2011

7,) Claremont, April 17, 1890, Coulsons Brief

Vor vier Tagen wurde Tom Coulson zu den Port Maria Mariners in die Senior Liga Hochgerufen. Wir hier bei den Claremont Blue Rocks sind eine Tochter-Mannschaft der Mariners. Das bedeutet, daß die Mariners auf uns jederzeit zurückgreifen können, wenn notwendig. Ihr Werfer Bill Lewallen ist verletzt und so bekommt Tom seine Chance auf Geld und Ruhm.
Heute bekam ich einen Brie von ihm:
"Hallo Uchek!
ich schreibe dir und den anderen, weil ich keine Zeit mehr hatte mich von euch zu verabschieden. John hat mich in sein Office gerufen und mir gesagt ich soll so schnell wie möglich meine Sachen packen. Zuerst war ich geschockt, denn ich dachte er würde mich nach Hause schicken, dann aber drückt er mir das Eisenbahnbillet nach Port Maria in die Hand und sagte 'in fünfzig Minuten geht dein Zug, also beeile dich!'
Ihr seid wahrscheinlich genauso überrascht wie ich selbst, daß die Mariners mich hochgerufen haben. C.D. , ich weiß, daß du nicht viel von meinem Zeug hältst. Du hat nie was gesagt, aber ich hab es dir angemerkt. O.K., die Mariner Coaches haben wohl etwas anderes gesehen. In Port Maria angekommen bin ich sofort zum Ballpark gegangen um mich bei Steve Potter dem Manager zu melden. Er riet alles locker zu nehmen (Tom benutzt den englichen Ausdruck 'to take it easy') und sagte, daß ich im Moment aus dem Bullenstall (Bullenstall  ist die wörtliche Übersetzung von 'bullpen' und das ist der Ort im Ballpark wo sich die Hilfsfwerfer aufwärmen. Vom Spielfeld ist er durch ein Holzgatter abgesperrt, das an einen Viehstall erinnert.) heraus werfe. Ich sitze also am Ende der Bank was uns Werfer betrifft. Aber das ist mir egal. Die Roten aus Liberty sind in der Stadt und die Aufregung ist natürlich groß. Die Mariners hatten die Saison mit 5-2 Siegen begonnen. Jetzt haben wir zwei knappe Spiele gegen die Roten verloren, aber morgen haben wir noch eine Chance, vielleicht kann ich selbst auch mithelfen.
Die Pension , wo ich wohne ist nichts im Vergleich zu Frau Bergs Haus bei Euch. Die Hausmädchen sind Hexen hier. Grüß die Anderen von mir. Vielleicht treffen wir uns bald hier?
Grüße, Tom Coulson"

Dienstag, 8. Februar 2011

6.) Claremont, 6. April, Der Geist des Ballspiels





Claremont, 6. April, Der Geist des Ballspiels







"Der Kern des Balles ist hart. Er wird von zwei schneeweißen Lederteilen ummantelt, die ineinandergreifen und durch einen dicken knallroten Zwirn zusammengenäht sind. Mit diesem Zwirn hat es eine besondere Bewandtnis, denn durch seine Stärke verändert er die makellose Rundung des Balles. Der Werfer bekommt damit ein wunderbares Hilfsmittel. Zum Handwerk des Werfers, wenn er irgendeine Aussicht auf Erfolg haben will, gehört es den Ball bei seinem Wurf in eine bestimmte Drehung zu versetzen. Dazu greift er den Ball auf unterschiedlichen Weisen und versucht zusätzlich durch Drehung des Handgelenks oder des gesamten Arms den gewünschten Drall  zu erzielen. Die rote Naht unterstützt ihn dabei und verstärkt die Drehung und dadurch die Flugbahn des Balles zum Schlagmann.




Die Gesetze der Physik werden ad absurdum geführt, wenn ein geworfener Ball auf scheinbar gerader Bahn fliegend, kurz bevor er den Schlagmann erreicht eine Kurve nach unten fliegt, als fiele er von einer Tischkante herunter. Oder aber, mit anderem Drall geworfen, biegt der Ball nach links oder rechts ab. All diese Techniken kombinert mit der Variationen der Ballgeschwindigkeit halten den Schlagmann in einem Zustand stetiger Ungewissheit.
Doch wehrlos ist der Schlagmann nicht, da doch die rote Naht des Balles auch ihm hilft. Denn jeder der verschiedenen Würfe läßt bei dem rotierenden Ball des Rote in einem anderen Muster flirren. Nun muß er erkennen -  ist es der Kurver oder der Knöchler,  der dort kommt und entsprechend reagieren. Aber, mein Gott, was heißt erkennen, was reagieren? 'Du mußt mit den Muskeln sehen' sagt ein Ballspiellehrer seinem Schüler.
 Muß der Ball dem Schlagmann nicht wie ein riesiges, ein faustgroßes, Insekt erscheinen. Eines mit pulsiereden Adern, eben jenem flirrenden, roten Garn. Geboren aus der Hand des Werfers rast es mit irrwitziger Geschwindigkeit auf ihn zu und narrt ihn durch die so bösartig gebogene Flugbahn. um dann sein Sekundenleben mit einem dumpfen Plopp im Lederhandschuh des Fängers auszuhauchen. Dann kehrt der Ball zum Werfer zurück, ein lebloses Ding und der Kreislauf beginnt von Neuem. Ein mächtiges Ausholen des Werfers, dies blitzartige, rot-weiße Insektenleben startet, die pflichtgemäße Täuschung des Schlägers und dann sein unvermitteltes Begräbnis.
Doch der Schlagmann weiß sich zu wehren. er ist der unbarmherzige Feind dieses Tieres. Er versucht es mit seinem Schläger zu zerschmettern und sein Leben auszulöschen. Nicht selten gelingt das, weil zuweilen dem Werfer die Insektengeburt mißlingt und deshalb ein taubes, lebloses Geschoß dem Schlagmann ein leichtes Ziel bietet. Oder er weiß das Insektengeflimmer zu lesen und so den Plan des Werfers über den Haufen zu werfen und zu treffen. Trifft er dann, findet die Ausholbewegung des Schlägers den erhofften Widerstand jagt es ihm wohl ein Schaudern durch den Körper. Bei dem Zusammenstoss entsteht ein krachendes Geräusch, das alle, sowohl Zuschauer, wie auch Spieler, in einem winzigen Augenblick in einen Zustand der Bestürzung versetzt. Nun ist aus dem Insekt ein Dämon geworden. Ein Teil der Zuschauer versetzt diese Verwandlung ein helle Begeisterung, während der andere Teil, die Unterstützer des Werfers, große Besorgnis empfinden. Getroffen von dem Schläger prallt der Ball zurück ins Feld mit doppelter Geschwindigkeit, ein Dämon, der sich seinen Weg bahnt. Und es brechen Sekunden der Freiheit und der Anarchie an. Der wilde Dämon setzt alles in Bewegung. Die Feldspieler hasten ihm nach, die Läufer wagen es ihre sichere Heimstatt auf den Malen zu verlassen und ihrem eigentlichen Ziel entgegen zu eilen: dem Heimmal . Den Punkt einzuheimsen, den keiner ihnen mehr entreissen kann. Die Feldmannschaft jedoch sucht die Krise zu meistern. Ein Spieler rast dem freien Ball hinterher um ihn zu bändigen, während seine Kollegen ihre, durch viele Übungen geprobten, Positionen einnehmen, variierend je nach Spielsituation. Dort erwarten sie die Rückkehr des gebändigten Dämons aus dem Außenfeld. Um den kecken Läufer abzufangen, der glaubt die Freiheit des Augenblicks noch weiter nutzen zu können um seinem Ziel näherzurücken. Jetzt wird der gebändigte Dämon zur Waffe der Feld- und Werferpartei um den zu töten der sich unklug von seinem sicheren Mal gelöst hat. Er wendet sich also damit gegen seinen Erzeuger und schickt ihn ins Aus."

Nach diesem Satz schloß ich das Buch. Das Licht wird schlecht. Es ist Abend. Vielemale habe ich dieses Sätze bereits gelesen. Niemand anderes als James William kann das Ballspiel so beschreiben, daß es mir dermaßen naheging. Er ist unser Nationaldichter, er hat viel über das Ballspiel nachgedacht.


Morgen ist das zweite Spiel gegen St Anne's Bay, unsere nächsten Nachbarn, nur eine 20 Minuten Zugritt entfernt. Heute Mittag servierten Wilma und Anne-Mary wieder unser Essen. Dabei reichte Anne-Mary mir eine Schüssel. Als sie sie mir reichte hielt ich für einen längeren Augenblick ihre Hand. Sie zog die ihre ein wenig später weg als ich erwartete. Das gab mir neuen Mut. Später traf ich sie außerhalb der Pension und ich traute mir zu fragen, ob sie nicht zum nächsten Spiel kommen wolle.Ich hatte zwei freie Pässe. Sie erwiderte, daß ihr Kleiner Bruder Mikey ein großer Ballspiel-Anhänger sei. das mußte wohl bedeuten, daß ihr herzlich gleichgültig ist was im Ballpark passiert. Dennoch sie nahm die Pässe und versprach zu kommen.

Sonntag, 6. Februar 2011

5.) Claremont, 5. April, Saisoneröffnung, ein Feiertag

Claremont, 5. April, Saisoneröffnung



Die Saison begann gut für uns. Das Saisoneröffnungsspiel haben wir 10-1 gewonnen. 6 Läufe im ersten Inning. Die Stimmung war blendend, sie ist immer blendend am 1. April. Musikkapellen und Tanzgruppen, blaue Bänder, Ende des Winters, Begrüßung des Sommers, ein Feiertag für den ganzen Ort, für das ganze Land, für unser schönes Ballspiel-verrücktes Land.
Feiern ist nicht meine Sache, ich bin ein Arbeiter und Handwerker, aber auch ich freute mich auf einen Sommer des Ballspiels . Anne-Mary war nicht da. Ich suchte vor dem Spiel die Tribüne ab. Nichts. Dann entdeckte ich Wilma unter den Zuschauern, ich ging zu ihr und fragte ob Anne-Mary da ist.






"Ich weiß nicht" , das war die knappe Antwort und sie blickte dabei in die andere Richtung.




Lächerlich, nicht wahr? Wilma sah gut aus und schien daran gewohnt umschwärmt zu werden und war doch gekränkt, als ich sie nach einem anderen Mädchen fragte. Ihr Interesse an mir war sicher null, aber umso größer an eineigen anderen Jungs der Mannschaft.






Der Sieg war o.k., aber ich war dennoch enttäuscht. Noch stehen uns 129 Spiele bevor. Am zweiten Tag gab es eine Niederlage und Anne-Mary fehlte wieder. Die Enttäuschung setzte sich fort am dritten Tag. Gut, sie scheint zu denen zu gehören denen das Ballspiel herzlich gleichgültig ist. Ein irritierender Gedanke zuerst, aber je länger ich darüber nachdachte glaubte ich sie zu verstehen. es hatte wohl etwas mit Selbstbehauptung zu tun, anders zu sein als wie von einem erwartet wird. Wenn alle Ballspiel-Anhänger waren, zeugte es von einem starken Charakter sich dem zu widersetzen. Sie nahm schon einen großen Platz in meinen Gedanken ein. Einen zu großen! Ich musste mich selbst rügen. Denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht ein einziges Wort mit ihr gesprochen.




Enttäuschung gehört zu Ballspiel und zum Ballspiel gehört auch Geduld. Wenn ich es schaffe nur bei zwei-drittel meiner Schläge ein Aus zu machen statt in drei-viertel werde ich ein berühmter Spieler und ein reicher Mann.


Der schmerzlichste Augenblick aber ist der des Verfehlens. Der Ball wird geworfen, Anspannung und Konzentration sind extrem. Dann erfolgt mit größter Kraft und Schnelligkeit der Schwung mit dem Knüppel. und ich verfehle. Die Kraft des Schwungs ins Leere wirft meine Körper halb um sich herum. Denn es fehlt der erhoffte Widerstand des Balles, der doch mit voller Kraft ins Feld und dort möglichst weit geschlagen werden sollte. Diese Sekunde ist angefüllt mit einem Übermaß an Gefühlen. Ärger über sich selbst, Scham des Versagens, Unfaßbarkeit des Mißlingens, Zorn auf den Werfer und Zorn auf die Unzuverlässigkeit meiner Augen und Muskeln.

Samstag, 5. Februar 2011

4.) New America: Von der Geschichte Neu-Amerikas oder die Ballade vom Ballspiel, zweiter und letzter Teil

Die Spaltung des Landes in Rot und Blau blieb eine offene Wunde. In der Politik, wie im täglichen Leben waren die Spannungen immer präsent. Eine gemeinsame Leidenschaft der beiden Gruppen aber war der Sport und Sport in New America bedeutet das Ballspiel. Das Ballspiel wurde Friedensstifter. Wann es begann kann niemand sagen. William James beschreibt John T. Halfweek als den Schöpfer des Ballspiels.


 Das ist natürlich nur des Autors poetische Wahrheit. Doch die Person Halfweek ist historisch. Er war ein äußerst wohlhabender Mann. Er benutze einen großen Teil seines Reichtums um die Entwicklung des Ballspiels zu fördern. Er ließ Plätze bauen, er gründete Ballspiel-Klubs und er vereinheitlichte die Regeln des Sports. Sein Erfinder aber war er sicher nicht.Sein Heimatort war die Kleinstadt Eight Rivers, in der derLegende nach das erste Ballspielfeld entstand und das erste Spiel stattfand. In Liberty City jedoch waren schließlich die beiden wichtigsten Clubs der Insel beheimatet. Sie hießen und heißen einfach " die Roten" und "die Blauen". sie spielten im Oktober die Meisterschaft aus in sieben Spielen. Nach dem Putsch und dessen Niederschlagung in Jahr 1859 wurde diese Serie Versöhnungs Pokal genannt. Diese beiden Mannschaften waren die ersten Berufsspieler und sie sammelten die besten Spieler von der gesamten Insel in ihren Reihen.


Dieses Jahr, 1890, findet zum ersten Mal ein Liga-Wettbewerb statt, denn 14 andere Mannschaften wollen die Chance bekommen sich für den Conciliation Cup zu qualifizieren. Der Sieger der Roten Liga und der Blauen Liga, nach einer Saison von 162 Spielen, stehen sich dann im Oktober gegenüber.


James William erzählt von dem Entstehen des Ballspiels und dem Auftreten der Ballspiel-Urväter. Er erzählt von dem Ur-Blauen 'Mächt'gen Casey' und dem Urvater der Roten dem Werfer 'Dreifinger Brown', noch heute legen die Blauen ihr besonderes Augenmerk auf die starken Schlagmänner, während die Roten die Werfer bevorzugen. Wann diese Ereignisse stattfanden kann niemand mit Sicherheit sagen, wahrscheinlich war es in den beiden ersten Jahrzehnten des 19ten Jahrhunderts. Aber ein 'Casey' trat immer wieder auf in den Reihen der Blauen, in den 30er Jahren und in den 50er und auch später. Unmöglich konnte das dieselbe Person sein. Vielleicht war es Vater und Sohn und Sohnessohn,oder die herausragenden Fähigkeiten eines Spielers ließen ihn zum Nachfolger eines älteren Casey werden und dann verwandelte er sich in den Augen der Menschen in den einen Casey.
Wie auch immer die Verehrung für ihn blieb die gleiche und sie wurde geradezu sprichwörtlich. Der Ausruf des Erstaunens der im allgemeinen Englisch mit 'My Goodness!' oder 'My God!' lautet, heißt in New America 'Mighty Casey!'.





Brav und fleißig war er, ja,
Bescheiden lebte er mit den Seinen
In Liberty-Stadt nicht, sondern
Draußen umgeben von Himmel, Meer und Land
Acht Flüsse, war des Ortes drollig' Name,
In geheimen Auftrag trat er vor
Und bereitete denen ein Feld
Macht nieder den hohen Mais
Brach ab der Büsche wild
Glättete den Grund und maß ihn ab
In gerader Linie schritt er dann ab
Des Spieles frisches Feld
Schnell wuchs aus feinem Samen
Ein grüner Teppich gewebt
Aus tausend, tausend Halmen
So ertrug er klaglos immer
Den niederen Spott der Gaffer
Auch die Klage seiner Hausfrau
Rührt ihn nicht. Das Gebot , daß ihn
Antreibt ist stärker: das Feld des Spiels
Das soll nun sein sein Leben
Mit scharfem Auge mißt er kühl
Das Sich die Linien wohl trefflich
Kreuzen im feinsten Winkel
Dem Rechten nämlich. Pythagoras
Hätts nicht besser machen können
Dort das Quadrat, die Male an den Ecken
Dann des Werfers Kuppe an rechter Stelle
und schließlich die weiße Linie weit
ins Außenfeld gezogen es war vollbracht.


Zufrieden sah John T Halfweek auf sein Werk.


Rasch fanden sich sich ein, die Roten,
Wie die Blauen, recht wildes  Jungvolk
Voll Gier miteinand die Kräft zu messen
So begann das Spiel sehr schnell und bald
War die Erregung dem Spielsinn
Schlimmster Feind, denn die beiden
Gerieten doch schneller aneinand
Als es galt der Regeln Geist zu deuten
Es ging so weit  daß der blutgen Köpf'
Nicht wenig waren. Als Halfweek sah
Wie rot-besudelt sein liebes Spielfeld war
Gerriet er außer sich und rief:
'Einhalt, ihr wilden  bösen Buben all!
Ich will euch geben ein teueres Gesetz
Mit 95 Regeln , den Treueschwur
Müßt ihr mir geben, das ihr das achtet'
Und er schrieb aufs weiß' Papier
Die 95 Regeln und schlug sie mit festen Schlag
An des Bürgermeisters feinem Tor
Damit ein jeder es dort lesen könnt'
Auf's neue nun das Spiel begann.
Welch Anblick! Dort kam er hervor
Mächt'ger Casey schwingt im Spaße
Sein Holz als wär's ein Zweiglein nur
Stark wie Herkules schlägt er den Ball
Soweit, daß die Sonne ihn versengt,
Wie Sisyphus geduldig nimmt er
Die leeren Schwünge, das Fehlen hin
Wie die Natur des Spiels es ihm gebietet
Das blaue Tuch um seinen Rindernacken,
Blickt er stolz hinein ins rote Lager
In deren Mitte sitzt ein Mann
Bedachtsam und gedankenvoll
Drei-Finger Brown wird er geheißen
In einem grausen Mißgeschick
Gingen zwei seiner Finger ihm verlustig
Das böse Schicksal jedoch wandte
Er, mit hohen Segens' Hilfe, um
Zu seinem Glücke. Und zwar so:
Mit drei Fingern versetzt er den Ball
In einen Schwung, daß er auf dem Weg
Zum Schlagmann gar aberwitzig kurvt
Und bloß Verwirrung hinterläßt.


So standen Rot und Blau dann gegnüber
Aber ei! es fehlt ein Dritter! Wo bleibt
Er, der keine Farbe sein eigen nennt
Er, der Wanderne, den kein Gesetz je bindet
Er, der stets einsam seinem Sterne folgt
Die Südtatze ist's, er, der mit falscher
Hand den Ball wohl schleudert und gut
Sein Handwerk macht, zu gut für viele
Die mit neidvoll Miene ihn verfolgen
Der ewige Linkshänder er ist's, auf
Hiesiger Kuppe jetzt, im Aug' des Spiels
Steht er, von wilden Winden des Zorns
Umweht. ' Was will Der hier?' die Roten rufen
'Du böser Bold, du, mach dich fort'
So schreien auch die Blauen laut
Doch ungerührt durch Tumult und Konfusion
Steht stolz Südtatze, denn Blick gen Westen
Zum Schlagmann hin und seine freie Hand
Die Tatze, hängt Richtung Mittag, an seinem Arm
Auf seiner Kuppe steht er und niemals
Wird er weichen, eh'  nicht drei Aus sind
Mit linker, schlechter Hand geworfen
Duchstoßen die Bälle wie Pfeile
Schlimm, der Schläger frohen Sinn
Die dann die Haare raufend sich niedersetzen
Den Linkshänder verfluchen, aber auch
Bewundern ob seiner wunderlichen Art.


'Der Kecke, der Überkecke', so lärmt
Der rote wie der blaue Haufen
'Bringt ihn weg und schlagt ihn fort'
Schreien wie von Sinnen sie. Doch
Niemand wagt am Ende ihn anzurühren
Denn er bannt sie alle. Südtatze bleibt
Auf ewig, überall bleibt er oder
Er geht dann, wenn es ihm beliebt.
Da rief Halfweek, der Weise, endlich
Mit mächt'ger Stimme und erlöst
Die im Streit und Zorn Gefangenen.
Er rief den Spielern, dem Himmel, zu:
"Spielt Ball!"
Und so geschah's.

(Da die Übersetzung von mir ist, möge der Leser bitte das holprige Versmaß entschuldigen. Für den auswärtigen Leser muß ich erklären, daß das Spielfeld immer in Ost-West-Richtung ausgerichtet ist, um dem Werfer, wie dem Schlagmann möglichst weit die Blendung durch die Sonne zu ersparen. Bei einem linkshändigen Werfer zeigt dessen Wurfhand in südliche Richtung, wenn er dem Schlagmann gegenüber tritt)

Dienstag, 1. Februar 2011

3.) New America: Von der Geschichte Neu-Amerikas oder die Ballade vom Ballspiel

Claremont, April 1, 1890


 Ich denke, ich sollte einige Erklärungen nachholen, damit auch ein Ausländer mein Leben, die Geschichte New Americas und die Bedeutung des Ballspiels besser versteht.


New America ist 1780 entstanden. Die Revolte der der 11 Kolonien Nordamerkas gegen die britische Herrschaft war gescheitert. Die geschlagenen Führer dieser Revolte, z.B. Thomas Jefferson, Alexander Hamoilton oder der unglückselige George Washington, wurden von den Briten enteignet, deportiert nach einer Insel mit Namen Jamaica, dort zu einem sehr geringen Teil  entschädigt mit Besitzungen ansäßiger loyaler Briten. Diese übernahmen im Gegenzug die Anwesen der Revoltierer in Virginia oder Neu-England. Mit den Anführern wanderten eine große Zahl anderer freiheitsliebener Amerikaner in das nun 'New America' benannte neue Land aus um ihre Ideale dort verwirklicht zu sehen. Eindrucksvoll wurde diese Ensteheungsgeschichte von James William in seinem Epos 'A Land So Far' dargestellt:






So zogen sie nun von dannen,
Durch den kalten Rauch der Schlacht
Geschlagen? Ja, doch nie vernichtet
Lebt der Traum der Freiheit noch
Die Geschütze glühen, ihre Ernte wimmert
Unsere Großen, die dem Tod entkamen,
Franklin, der schlaue alte Mann und
Das Genie des Denkens und der Tat,
 Jefferson: sie eilten ihrem Heime zu
Das dort ihnen Schutz zuteile werde
Doch grausam war der Sieger
Stößt alle weg von ihrem Grund
Verjagt sie rasch von ihren Platze
Auf ein schmählich Eiland wirft er sie
Umgeben von rauher See, das dort
Das Vergessen sie zu Sklaven macht
Der Zeit. der verrinnenden Zeit
Sodass der nobele Gedanke auch zerrinnt
Die Idee der Freiheit sich verliert
Das war die Idee der bösen Briten
Die, die gebrochenen Stolzes sind,
Sie sollen einander weiter brechen
Sie, die an Ehrlosigkeit erstickten
Sollten weiter verzweifelt ringen
Um die wenig Ehr, die im Äther
Durch hastig Atmen zu erhaschen war
Und so ein Dasein trister Not zu fristen
Als Sklave ihres Lebens und nicht
Der Meister ihres Glücks zu sein








Die rückständige Insel wandelte im Laufe der nächsten Jahrzehnte ihr Gesicht von Grund auf. Die Tüchtigkeit ihrer neuen Bewohner war groß, ihre Erfindungsgabe erstaunlich. So prosperierte das neue Land schnell, wurde zu einem Handelszentrum für den gesamten amerikanischen Kontinent und produzierte eine Fülle modernster Waren und Werkzeuge. Die politische Verfassung förderte den gesellschaftlichen Fortschritt. Es herrschte allgemeines Wahlrecht, Pressefreiheit und es gab eine unabhängige Justiz. Das alles machte die Bewohner New Amerikas zu selbstbewußten und fortschtrittsfreudigen Menschen, sie waren fleißig und gelehrig und selbstbewußt. Aber das Selbstbewußtsein hatte auch seine Schattenseiten, denn aus ihm entstanden auch ein tiefer Konflikt. Der Streit zwischen den Blauen und den Roten. Jeder in diesem Land fühlte sich einer dieser beiden Gruppen zugehörig. Und man mißtraute sich gegenseitig auf das Äußerste. Die Blauen waren oft Händler, Geschäftsleute auch Hafenarbeiter, Fabrikarbeiter, auch Anwälte, Handwerker, kurzum Menschen, die dem Fortschritt und der Außenwelt zugewandt waren. Die Roten dagegen waren oft Landbesitzer, aber auch ihre Landarbeiter gehören dazu, Beamte, dann Polizei auch Fabrikarbeiter, rote Fabrikarbeiter. Überhaupt  war der Beruf nicht entscheidend, eine Familie war rot , einfach weil sie es war und meist wußte niemand mehr den eigentlichen Grund. James William beschreibt das so.:






So wurden sie, die großen Männer
Der kleinen Insel stolze Herren
Sie kamen aus dem Volk gewiss,
Und traten doch aus ihm hervor
Gebrochen waren sie am Verlust
Doch ihrer Seele Feuer heilte
Den Stolz, die Ehre stieg aus Asche
Klug führten sie das neue Land
Mit Scharfsinn waren die Weisungen
Geprägt, die der Insel bald schon
Glanz verliehen. Prächtige Häuser,
Glänzend Felder, blitzend Stahl
Und doch des Stolzes und der Ehre
Garstger Bastardbruder war der Zwist
Was wunder das bald auch er sich heimisch
Fühlte in der fleißgen Menschen Seele.
Dann standen auf dem Feld die Einen
Unter wehend blauen Banner
Geschart, einander Treue schwörend
Während auf der anderen Seit'  die Roten
Mit scharlach Hemd bekleidet
Mit feurigen Blick ihem Fähnlein folgend
Sich drängten und argwöhnich
Herüber schielten zu den Blauen
Mißtrauisch sie begafften. und die Blauen
 Nicht anders in frecher Red'  sich übten,
Die übers Feld hinüberklang
Und schnell dann böses Blut erzeugte.
Das wie ein Echo zur anderen Seite eilte
Und recht wie ein Karussell schließlich
Wie ein zornig Sturm alle mit sich zog
Wut und Zorn umwölbte nun sie alle
Rot wie blau in einem Taumel.
Doch dann Gebot ein Führer
Wars Jefferson, der kluge oder
Hamilton der findige? ach beide waren's wohl
"Halt!" so lautete der Ruf ihrer mächtg'n Stimmen
Ihre erhobenen Hände mahnten alle
Nun innezuhalten und sie horchen
Ihren Herren: der rote Jefferson
Er rief: Gedenkt Genossen. das wir Brüder sind
Und Hamilton der Blaue mahnte.´dann
Seid erinnert das der werke viele
Noch sind ungetan und ihrer Vollendung
Harren. Dieser Rede eingedenk
Verstummte nun das Volk und ging
Auseinander da auch schon das End des Tages kam
Voll Scham des schnellen Zorns, voll Reu
Ging einjeder zu seiner Heimstatt
Und schwur nie wieder ein Opfer zu werden
Des gräßlichen Gezanks ob rot, ob blau
Wir sind Amerikaner doch zuerst
Aber Beständigkeit ist nicht der Menschen Tugend
Und bald würde wieder aus nichtgen Anlaß
Ein neuer Streit sich wohl entzünden
Und sich rote Fahn und blauer Banner
Erneut im irren Sturm verwickeln
Und ein Zerreissen drohn