Sonntag, 6. Februar 2011

5.) Claremont, 5. April, Saisoneröffnung, ein Feiertag

Claremont, 5. April, Saisoneröffnung



Die Saison begann gut für uns. Das Saisoneröffnungsspiel haben wir 10-1 gewonnen. 6 Läufe im ersten Inning. Die Stimmung war blendend, sie ist immer blendend am 1. April. Musikkapellen und Tanzgruppen, blaue Bänder, Ende des Winters, Begrüßung des Sommers, ein Feiertag für den ganzen Ort, für das ganze Land, für unser schönes Ballspiel-verrücktes Land.
Feiern ist nicht meine Sache, ich bin ein Arbeiter und Handwerker, aber auch ich freute mich auf einen Sommer des Ballspiels . Anne-Mary war nicht da. Ich suchte vor dem Spiel die Tribüne ab. Nichts. Dann entdeckte ich Wilma unter den Zuschauern, ich ging zu ihr und fragte ob Anne-Mary da ist.






"Ich weiß nicht" , das war die knappe Antwort und sie blickte dabei in die andere Richtung.




Lächerlich, nicht wahr? Wilma sah gut aus und schien daran gewohnt umschwärmt zu werden und war doch gekränkt, als ich sie nach einem anderen Mädchen fragte. Ihr Interesse an mir war sicher null, aber umso größer an eineigen anderen Jungs der Mannschaft.






Der Sieg war o.k., aber ich war dennoch enttäuscht. Noch stehen uns 129 Spiele bevor. Am zweiten Tag gab es eine Niederlage und Anne-Mary fehlte wieder. Die Enttäuschung setzte sich fort am dritten Tag. Gut, sie scheint zu denen zu gehören denen das Ballspiel herzlich gleichgültig ist. Ein irritierender Gedanke zuerst, aber je länger ich darüber nachdachte glaubte ich sie zu verstehen. es hatte wohl etwas mit Selbstbehauptung zu tun, anders zu sein als wie von einem erwartet wird. Wenn alle Ballspiel-Anhänger waren, zeugte es von einem starken Charakter sich dem zu widersetzen. Sie nahm schon einen großen Platz in meinen Gedanken ein. Einen zu großen! Ich musste mich selbst rügen. Denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht ein einziges Wort mit ihr gesprochen.




Enttäuschung gehört zu Ballspiel und zum Ballspiel gehört auch Geduld. Wenn ich es schaffe nur bei zwei-drittel meiner Schläge ein Aus zu machen statt in drei-viertel werde ich ein berühmter Spieler und ein reicher Mann.


Der schmerzlichste Augenblick aber ist der des Verfehlens. Der Ball wird geworfen, Anspannung und Konzentration sind extrem. Dann erfolgt mit größter Kraft und Schnelligkeit der Schwung mit dem Knüppel. und ich verfehle. Die Kraft des Schwungs ins Leere wirft meine Körper halb um sich herum. Denn es fehlt der erhoffte Widerstand des Balles, der doch mit voller Kraft ins Feld und dort möglichst weit geschlagen werden sollte. Diese Sekunde ist angefüllt mit einem Übermaß an Gefühlen. Ärger über sich selbst, Scham des Versagens, Unfaßbarkeit des Mißlingens, Zorn auf den Werfer und Zorn auf die Unzuverlässigkeit meiner Augen und Muskeln.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen