Mittwoch, 30. März 2011

22.) May Pen, März 15, 1891, Der Winter meines Mißvergnügens

Also Anne-Mary hatte zu kämpfen, wie sah es mit mir aus?
Ich hatte von meinem Job bei Bramble und Partner erzählt, das war eine Sache. Die andere Sache war das Ballspiel. Im Herbst wurde ich ein Freier Agent, das war eine gute Sache, das dachte ich zumindest im ersten Augenblick. Ein Freier Agent gehört keinem Klub und kann sich den Klub wählen, bei dem er spielen möchte. So weit so gut. Ich hatte mein Lehrgeld bezahlt (I paid my dues, wie man bei uns sagt), war
 ein All-Stern in der Junior Liga geworden und war nun der Meinung, mir einen Senior Liga Vertrag verdient zu haben. Die schlechte Nachricht war allerdings, daß ich mit dieser Meinung ziemlich allein stand. Ich bekam kein Angebot, jeder Klub wollte mich liebend gerne für einen Junior-Vertrag haben, aber ein Senior Vertrag blieb aus. Der Unterschied zwischen diesen Verträgen ist himmelweit: Junior-Vertrag heißt Essen, Schlafen und ein Trinkgeld für sechs Monate harte Arbeit. Es ist kein Spiel, es ist Arbeit, das steht fest. Doch es ist ein Spiel, ein Handwerk auch, vielleicht ein wenig Kunst sogar. Auf jeden Fall sieht ein Senior-Liga Vertrag ganz anders aus: ein schönes,gutes Gehalt, selbst als rookie (so nennt man die Anfänger).
So, die Junior-Angebote hatte ich abgelehnt und dann war Ruhe, nichts tat sich. Ich wurde nervös. Meine Freunde, Bramble und die anderen strengten sich an mich zu beruhigen, aber sie selbst hatten spätestens im Dezember ihre Verträge für die 91-Saison unterschrieben. Ich wurde noch nervöser als der Januar vorbei war. Täglich ging ich im Liga-Büro in Liberty City vorbei, bewarb mich bei allen 16 Klubs, ohne Antwort.

So blieb es bis Anfang März, dann die Erlösung: ein Telegramm der May Pen Jaguars. "D Uchek r u still FA? Report 2 jag camp, have open C spot", So sollte meine Senior Liga Karriere bald in der schönen Stadt May Pen beginnen.

Dienstag, 29. März 2011

21.) Liberty City, March 1, 1891, Anne-Mary at School

.....as I had told you Anne-Mary began medical school at St Andrews University last fall. St Andrews U. ist the preeminent educational institutation in New America. So they say. Every time I met with Anne-Mary during her first months there, it appeared to me as an educational institution that is eminently nasty to its freshmen, especially if they happen to be girls. Probably a case of snobbishness paired with rudeness. Anne-Mary clearly suffered there, but also assured me that she could cope with it and that at least some teachers and students were nice.
St Andrews had a beautiful campus, widespread, parklile. Around this campus a small town has grown during the last 20 years or so. In fact it nearly has become a part of the ever-extending city of Liberty. It still retained much of its rustic charme though and also has become a place where wealthy Libertines built their mansions and hoped to live the good life. There also is a Senior League team in St. Andrews, the Brothers, but that`s another story that I´ll save for later.
Because of all the pressures I met Anne-Mary only infrequently. She always seemed to study and study and then some more. We would take a walk for an hour and then  I felt that she was drawn back to her books, because some exam was ahead. So I returned to the city , wondered briefly, if indeed it was the coming exam that occupied her. And then I recalled all her promises to me and my mind was at peace again.

Montag, 21. März 2011

20) Ende Februar 1891, Liberty-Stadt, Ein Hund, ein Gedicht

Zufällig habe ich in James William's Werken dieses schöne Gedicht entdeckt:

Der Hund, der lächeln lernt

Du bist braun, dein Fell, dein Aug',
Es gibt wohl edelere Farben,
Doch treuer kann ich keine nennen,
Und ach! Liebe, Wohl, Freundschaft,
Sie alle haben der Farbe, keine
Sind sie doch nur Glanz allein,
Ist's die Farbe, die den Augen schmeichelt,
So ist der Glanz ein ewiges Geschenk,

Und schau ich in deine Augen,
Du vierbeiniger Geselle, wo
Ist der Funke deiner Seele?
Das Fünkchen, das dir das Denken startet?
Zuviel verlang' ich wohl von dir,
Dein Seelengrund vernimmt nicht Worte,
Die Wohltat und das Gutlob aber,
Schwingt auf ewig in dir, und,
vermag, von irgend' Segen beglückt,
Dir, du Hund, ein Lächeln ab zu zwingen.

Sonntag, 20. März 2011

19) Ende Februar 1891, Liberty-Stadt, Ein Anzug bei der Arbeit

Es wird höchste Zeit, daß ich wieder etwas von mir hören lasse. Die Off-Saison ist fast vorbei. Der Frühling steht vor der Tür und mit ihm das Ballspiel. Seit dem Ende der letzten Saison, bis jetzt war ich in Liberty City geblieben. Mein Mannschaftskamerad und guter Freund Bramble hatte mir das Angebot gemacht, in der Firma seines Vaters zu arbeiten bis die neue Saison beginnt. Da ich keine anderen Pläne für die ballspiellose Zeit von Oktober bis März hatte, habe ich das Angebot mit Freuden angenommen. Ich wußte das Ran Brambles Vater ein eigenes Unternehmen leitete, soviel hatte er mir erzählt. Ich stellte es mir als ein kleines Geschäft vor, wo der Chef mit Bleistift hinter dem Ohr hinter der Theke die Kunden lächelnd nach ihren Wünschen fragte und die Mutter im Hinterzimmer das Mittagessen für die Familie rührte. Die Realität sah etwas anders aus.

Ich war gewarnt, als Bramble mir einige Tage bevor ich menen Dienst antreten sollte, einschärfte mir unbedingt einen Anzug zu besorgen mit Krawatte natürlich. So erschien ich schließlich an der angegebenen Adresse und stand vor einem riesigen achtstöckigen Haus, das komplett von der Firma Bramble und Partner belegt war und das einer der größten Außenhandelshäuser von Neu-Amerika war. Ich hatte keine Ahnung davon gehabt und trat mir wegen meiner Dummheit selbst in den Hintern, in Gedanken nur - natürlich.
Also trug ich den ersten Anzug meines Lebens. Die Beschäftigten der Firma und aller anderen auch war eingeteilt in "die Anzüge", d.h. die Office-Klerke und "die Jungs", d.h. die Dienstboten und Handwerker. Ich war also ein Anzug.
Ran`s Vater, den ich mir mit Bleistift hinter dem Ohr vorgestellt hatte, traf ich während der gesamten Monate nicht ein einziges Mal. Auch Ran traf ich nur ein- oder zweimal zufällig, er arbeitet in einer anderen Etage. Die meiste Zeit war ich mit vier anderen Anzügen zusammen, die ebenfalls Ballspieler waren und gemeinsam durchliefen wir eine Art Lehrzeit. Wir lernten die verschiedenen Arbeiten und Abteilungen kennen, uns wurden die riesigen Lagerhallen der Firma im Hafen gezeigt und nach und nach wurden wir mit kleineren Aufgaben betraut, angefangen von Botengängen, bis zur Kontrolle von Lieferungen und der Buchhaltung.
Mister Skole war ein Mann ohne Lächeln. Er war unser Aufseher. Ein Nicken war war eine Anerkennung für gute Arbeit, ein Kopfschütteln ein schlimmer Tadel, ab und zu sprach er noch ein, zwei Worte zusätzlich, das war alles. Der einzige Ansatz von Humor seinerseits betraf meinen Namen. So sagte er gelegentlich, bei irgendwelchen numerischen Aufstellungen, die ich zu bearbeiten hatte. " Those numbers, will you check them, U-chek?", das ganze mit einer listigen Betonung gesprochen, als hätte er damit eine ungemein orgineles  Wortspiel entdeckt. Ein harmloser, kläglicher Humor,  nicht wahr? Ansonsten war er ein korrekter und gerechter Lehrermeister.
Später mehr....

Donnerstag, 10. März 2011

18.) Von Zwei Pferdeköpfen und anderen Wolken

Heute hatten wir einen Off-Tag (kein Spiel). Das war gut, denn auch Anne-Mary gelang es für den Nachmittag frei zu bekommen. Wir entschieden uns einen etwas weiteren Spaziergang zu machen, nach Norden aus Claremont heraus, in die Hügel, wo wir zuvor schon einmal eine schöne verlassene, mit Obstbäumen bewachsene, Wiese gefunden hatten. Sie lag an einem Hang, abseits vom Weg. Anne-Mary hatte eine Decke mitgebracht, wir breiteten sie aus und saßen nebeneinander und genossen den herrlichen Sonnentag. Ich hatte auch etwas mitgebracht - mein Lieblingsbuch "A Land So Far" von James William. Ich mag das Buch sehr, es handelt hauptsächlich vom Ballspiel, was ich natürlich auch mag und zu meiner Seite saß Anne-Mary, die ich nicht weniger mag, also begann ich ihr aus dem Buch vorzulesen:


Auf's neue nun das Spiel begann.
Welch Anblick! Dort kam er hervor
Mächt'ger Casey schwingt im Spaße
Sein Holz als wär's ein Zweiglein nur
Stark wie Herkules schlägt er den Ball
Soweit, daß die Sonne ihn versengt,
Wie Sisyphus geduldig nimmt er
Die leeren Schwünge, das Fehlen hin
Wie die Natur des Spiels es ihm gebietet
Das blaue Tuch um seinen Rindernacken,
Blickt er stolz hinein ins rote Lager
In deren Mitte sitzt ein Mann
Bedachtsam und gedankenvoll
Drei-Finger Brown wird er geheißen...

und so weiter, und so weiter.....wie absurd das alles war! An einem wunderbaren Sommertag mit einem lieben Mädchen allein auf einer abgelegenen Wiese - und was tue ich? Ich lese ihr irgendwelche ranzigen Verse vor! Ja, ich liebte diese Verse, die gedrechselten, die verstaubten, die wahrhaftigen. Anne-Mary beklagte sich nicht. Mit einem Male mußte ich lachen, über mich und Anne-Mary lachte mit, sie spürte ja die Komik des Augenblicks. Ich rezitierte aber weiter, steigerte das Pathos noch, mit schauspielerhaften Gesten und englischem Akzent, einem grotesk übertriebenen dazu. So strömten die Zeilen weiter aus meinem Mund. Zwischen den Zeilen holte ich Luft und lachte und las weiter und Anne-Mary lachte auch und feuerte mich an weiterzumachen.

"C.D., du bist ein großer Schauspieler, wirklich!" , rief sie, während ich weiter deklamierte:

Der ewige Linkshänder er ist's, auf
Hiesiger Kuppe jetzt, im Aug' des Spiels
Steht er, von wilden Winden des Zorns
Umweht. ' Was will Der hier?' die Roten rufen
'Du böser Bold, du, mach dich fort'
So schreien auch die Blauen laut
Doch ungerührt durch Tumult und Konfusion
Steht stolz Südtatze, denn Blick gen Westen
Zum Schlagmann hin und seine freie Hand
Die Tatze, hängt Richtung Mittag, an seinem Arm
Auf seiner Kuppe steht er und niemals
Wird er weichen, eh'  nicht drei Aus sind
.......


"You could act in all kind of plays, C.D., Shakespeare and vaudeville and..anything", Anne-Mary spielte die Begeisterte.
         "Yeah, you're right, all plays, the easy ones and the tough ones, Mclear..."
".. and King Hamlet.. and.... any play"
"..... even a double play or triple play, triple plays , they're the best ...by far", das rief ich zur Welt hinaus.
Und Anne-Mary bestärkte mich:

 " The Imaginary Invalid, that`s you!"

"Yeah!"

 "Or The Miser!"

"Yeah!...What?....Why do you....? Yeah...! I could act in five plays at a time and play all five acts on end!

Anne-Mary war begeistert: "Yeah, you can, thou canst, we can..!!"

"And I'll play nine innings, ... and more, if it's a tie! And thou, dearest Anne-Mary, thou art my companion in this!"

"Companion?", damit war Anne-Mary nicht zufrieden. "Hast thou forgotten Romeo and Juliet? I shall be thy beloved Juliet!"

"Of course, thou willst, no better Juliet anywhere!"

Und so alberten wir eine ganze Weile herum, überboten uns mit Verrücktheiten und neckten uns mit frechen Sprüchen und tollten so auf der Wiese hin und her. Ich spielte den Fechtkämpfer und sie die irre-traurige Ophelia. Ich war der Mclear, der alte Trottel und sie die süße Juliet, kurz danach wurde sie zur bösen Lady Mclear und ihr fieser Gesichtsausdruck machte mir tatsächlich für einen kurzen Augenblich Angst. Doch gleich wurd ich zu King Hamlet und ich sprach zu dem Apfel, den ich in der Hand hielt:

 " ...and sickeled over with the pale cast of.. A STRIKEOUT!"

"Yesss, you're the king of strikeouts, the blessed ruler over all the world's strikeouts" , rief Anne-Mary laut.

Unser Gelächter purzelte durcheinander und wir beide purzelten übereinander. Nach einer Weile schließlich sanken wir außer Atem auf der Decke zusammen. Wir blieben eine zeitlang still, lagen auf den Rücken und betrachteten den Himmel über uns. Dann fragte mich Anne-Mary:

"C.D., woran denkst du jetzt gerade?"

Ich hatte keine Ahnung, woran ich gerade dachte, also sagte ich:

"An die Wiese, die Bäume, die Wolken"

Ich drehte den Kopf zu ihr und fragte meinerseits:

"Und woran denkst du, Anne-Mary?"

"An die Wiese, die Bäume und die zwei Pferdeköpfe"

"Zwei Pferdeköpfe?", oder hatte ich da etwas mißverstanden?

"Ja, guck doch, da oben die Wolke, das sind doch zwei Pferdeköpfe!", sie deutete mit einem Finger nach oben.

"Nee, nee, das ist eine zerrissene Gardine, sieht man doch."

"Oder, ein langes weites, weißes Kleid"

"Ja, das könnte stimmen"

Wieder schwiegen wir. Es war ein Schweigen, daß die Wolken ziehen ließ und es war ein Schweigen, daß dem Rauschen der Blätter seinem Platz ließ. Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen war, dann fragte ich sie:

"Anne-Mary, wieso sprichst du eigentlich meinen Namen, C.D., so eigenartig aus?"

"Was meinst du damit? Ich spreche ihn so aus , wie er für dich paßt. Magst du das nicht?"


"Doch, doch, ich mag das sogar sehr,aber ..trotzdem...es ist wie aus einer anderen Sprache"

"C.D., my dearest friend, it is a language that appears foreign only to thee", Anne-Mary begann wieder mit englischen Akzent zu sprechen, "ìts secret is hidden in my heart and bosom!"

"Then, Anne-Mary, my fair maid, I have to thoroughly inspect your bosom!"

Sie Sprang hoch verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust und rief in gespielter Entrüstung:
" Nein, nein, nein, niemals!",

 und lief davon und ich hinter ihr her und so spielten, lachten  und balgten wir wieder auf unserer Wiese bis wir wieder müde waren. War es schon Abend geworden? Hell war es noch, hell wie an einem späten Sommertag. Wir lagen wieder auf unserer Decke und über uns zogen noch immer die Wolken dahin, die Blumensträuße, das wehende Tuch oder der Mann mit der Riesennase. Während wir den Himmel betrachteten, spürte ich plötzlich etwas merkwürdiges, es war ein Geruch, ich schnupperte ein wenig umher, nein, es war ein Gestank. Anne-Mary hatte ihn auch bemerkt, wir guckten uns fragend an und versuchten die Quelle des Duftes heraus zu finden. Es war mein Schuh. Besser gesagt, das was unter meinem Schuh war: Hundekot, die ganze Sohle voll. Beí unserem letzten Nachlaufen mußte ich hineingetreten sein. Anne-Mary verzog angewidert das Gesicht und dann platzte ein Lachen aus ihr heraus. Ich schrie:

"So ein Mist!"

Dann fiel wir ein, daß uns auf dem Weg kurz bevor wir die Wiese erreicht hatten, ein Mann mit Hund begegnet war. Es war ein großer dunkelbrauner Hund, ein schöner Hund mit kurzem, glänzendem Fell. Sein Herr war kurioserweise ebenfalls dunkelbraun gekleidet, und zwar vollständig, die Jacke, die Hose, die Schuhe. Es schien als ob er seinem Hunde möglichst ähnlich werden wollte, was aber nicht gelang, denn seine Kleidung glänzte nicht, sondern war stumpf, seine Haare waren zersaust, sein Gesicht unrasiert. Dieses merkwürdige Paar ging dann weiter seines Weges, aber die Hinterlassenschaft des schönen Hundes lag bereits auf der Wiese.

"Anne-Mary, ich haße Hunde!",

rief ich, ich stand da und hob theatralisch beide Arme zum Himmel empor. Sie stand vor mir und blickte mit einem feinen Lächeln zu mir hoch.
Und ich sah in ihre Augen. Und sie sagte, ganz leise:

"C.D., du kannst gar nicht hassen."

Was? Warum kann ich nicht..? War das ein Lob oder ein Tadel? Eine Sekunde stutzte ich. Natürlich war es ein Lob! Ich verstand was sie meinte und fragte dennoch:

"Warum kann ich nicht hassen?"

"Weil du viel zu lieb bist, C.D.."

Das war noch leiser gesprochen, aber es gab nie ein Wort was ich besser verstanden hätte. In meinem Herzen wurde jetzt eine Musik, die ich schon einige Zeit hörte, sehr stark. Alles hing jetzt mit dieser Musik zusammen: Anne-Marys Augen , die mich betrachteten, ihre Gestalt und ich selbst auch, meine Vergangenheit, die ich nicht kannte und meine Zukunft und Anne-Marys Zukunft, aber auch die Wolken, die zwei Pferdeköpfe oder das weiße Kleid, ja selbst das Ballspiel gehörte zu dieser Musik. Während ich das alles jetzt aufschreibe, kann ich schon nicht mehr begreifen, wie all dies mit der Musik in meinem Herzen zusammenhängen konnte, aber so war es gewesen.
Wir packten unsere Sachen zusammen, wir sagten nichts, wir wußten was wir meinten und machten uns auf den Weg nach Hause. Irgendwann brach ich das Schweigen und sagte zu ihr:

"Ich bin sicher, du kannst auch nicht hassen, Anne-Mary."

Mittwoch, 9. März 2011

17.) Falmouth, 4 Juni abends, Ein großer Tag

Das Spiel ist vorbei. 8-1 Sieg für uns. Erstes Spiel nach der Verletzung. Erster Am Schlag im dritten Inning, ein Flugaus ins Rechtsfeld. Aber ich merkte, daß mein Schlaggefühl schon wieder da war. Wie sehr es da war, zeigte sich im dritten Inning. Die Male waren voll und den dritten Wurf hämmerte ich über den Rechtsfeldzaun. Ich begann die Male zu umrunden, mit gesenkten Kopf, ohne Jubel, so wie es der Brauch verlangt. aber unter meiner Kappe barst mein Kopf vor Freude.

Die Bräuche spielen im Ballspiel eine große Rolle. Ungeschriebene Regeln bestimmen unser Verhalten auf dem Feld . Jubel und Triumphgesten sind aufs schärfste verpoent, denn das wird als Respektlosigkeit gegenüber dem Gegner angesehen.
 Im Dugout wurde aber kräftig gejubelt, Die Jungs schlugen mir den Rücken wund. Für den Rest des Spiels mußte ich japsen vor Aufregung. Das Krachen des Schlägers klang die ganze Zeit in meinen Ohren. Am Geräusch des Schlages erkennt man wie gut das Schlagholz den Ball getroffen hat. Und was in meinen Ohren war der perfekte Klang , das war der Klang himmlischer Ballspielgocken.

Freitag, 4. März 2011

16 Falmouth, June 4, Ein gesunder Uchek

Die Stimmung ist weiter angespannt. 1-11 Siege in den letzten 12 Spielen. Fast täglich kommen neue Spieler aus der Busch-Liga in Richmond und alte werden dorthin geschickt. Joe Stroh, zum Beispiel, hat ein ERA von 3,68 in 13 Spielen als Ersatz-Werfer und auch er ist jetzt weg. Das verstehe wer will.
Manager Cross und Eigentümer Criss wollen ein Signal senden: es kann jeden treffen, niemand soll sich zu sicher fühlen!
Endlich merke ich, daß mein Ellenbogen sich bessert. Die Schwellung ist weg und die Schmerzen sind nur noch schwach. Ich praktiziere mit der Mannschaft, aber nur in kürzeren Abschnitten. Ein paar Tage werde ich noch brauchen um meine alte Armstärke wiederaufzubauen und mein Gefühl fürs Schlagen wiederzugewinnen.
Die Verletzung erschien mir wie ein undurchdringliches Labyrinth. Ich hatte Sorgen, daß es schlimmer war als der Arzt es mir versicherte. Was weiß ein Arzt schon wie es wirklich im Körper aussieht?  Der Gedanke nicht mehr Ballspielen zu können beherrschte schließlich meine Gedanken. Ich glaubte ständig gegen eine Wand zu rennen und alles in mir zog sich zusammen . Der Ellenbogen herrschte über mich! Mein Schmerz machte mich zu seinem Sklaven. Und hudertmal rannte ich gegen die Wand des Labyrinth. Anne-Mary habe ich in den letzten Tagen kaum beachtet und ihre Pferdesalbe verflucht. Wahrscheinlich ist sie gekränkt, ich muß sie unbedingt um Verzeihung bitten, das ist wichtig!

Jetzt da es mir besser geht kann ich nur den Kopf schütteln wie kindisch mich dieser Ellenbogen gemacht hat . Jetzt wo der Himmel wieder blau , das Gras grüner ist und die Linien schneidend weiss, dann ...ja dann fühl ich mich wohl. Was heißt wohl? Ich bin glücklich wie ein Schwein!

Dienstag, 1. März 2011

15.) Claremont, 24 Mai, 1890, Wir schlumpen gewaltig!

Der Ellenbogen ist noch immer geschwollen, Pferdesalbe hin oder her. Wahrscheinlich dauert es noch zwei Wochen bis ich wieder dabei bin. Wir haben jetzt 8 Spiele hintereinander verloren und 10 der letzten 11. Die Nervosität ist jetzt auch bei Manager John Cross angekommen, sonst ein Muster an Gleichmut. Vielleicht geht es auch um seinen Kopf. Einige Spieler haben ebenfalls Grund zu zittern. Schade, man muß auch Bramble dazurechnen. Er schlumpt (engl to slump eine Reihe schlechter Leistungen , mir fällt keine passender deutscher Ausdruck ein) gewaltig: ,076/.134/.116 eine Katastrophe! er hat seinen Platz als Stammspieler schon an Roger Currie verloren. Currie war bei meiner Verletzung unter Vertrag genommen worden und spielte vorher  in irgendeinen Buschliga-Klub.
Im heutigen Spiel gegen die Junior Blues (6-2 Niederlage) verletzten sich zwei unserer besten Spieler, unser Zenterfelder Laurence Brown (.269/.322/.469) und der Kurzstop Don Tilghman (.333/.374/.419) für mehere Wochen.