Samstag, 5. Februar 2011

4.) New America: Von der Geschichte Neu-Amerikas oder die Ballade vom Ballspiel, zweiter und letzter Teil

Die Spaltung des Landes in Rot und Blau blieb eine offene Wunde. In der Politik, wie im täglichen Leben waren die Spannungen immer präsent. Eine gemeinsame Leidenschaft der beiden Gruppen aber war der Sport und Sport in New America bedeutet das Ballspiel. Das Ballspiel wurde Friedensstifter. Wann es begann kann niemand sagen. William James beschreibt John T. Halfweek als den Schöpfer des Ballspiels.


 Das ist natürlich nur des Autors poetische Wahrheit. Doch die Person Halfweek ist historisch. Er war ein äußerst wohlhabender Mann. Er benutze einen großen Teil seines Reichtums um die Entwicklung des Ballspiels zu fördern. Er ließ Plätze bauen, er gründete Ballspiel-Klubs und er vereinheitlichte die Regeln des Sports. Sein Erfinder aber war er sicher nicht.Sein Heimatort war die Kleinstadt Eight Rivers, in der derLegende nach das erste Ballspielfeld entstand und das erste Spiel stattfand. In Liberty City jedoch waren schließlich die beiden wichtigsten Clubs der Insel beheimatet. Sie hießen und heißen einfach " die Roten" und "die Blauen". sie spielten im Oktober die Meisterschaft aus in sieben Spielen. Nach dem Putsch und dessen Niederschlagung in Jahr 1859 wurde diese Serie Versöhnungs Pokal genannt. Diese beiden Mannschaften waren die ersten Berufsspieler und sie sammelten die besten Spieler von der gesamten Insel in ihren Reihen.


Dieses Jahr, 1890, findet zum ersten Mal ein Liga-Wettbewerb statt, denn 14 andere Mannschaften wollen die Chance bekommen sich für den Conciliation Cup zu qualifizieren. Der Sieger der Roten Liga und der Blauen Liga, nach einer Saison von 162 Spielen, stehen sich dann im Oktober gegenüber.


James William erzählt von dem Entstehen des Ballspiels und dem Auftreten der Ballspiel-Urväter. Er erzählt von dem Ur-Blauen 'Mächt'gen Casey' und dem Urvater der Roten dem Werfer 'Dreifinger Brown', noch heute legen die Blauen ihr besonderes Augenmerk auf die starken Schlagmänner, während die Roten die Werfer bevorzugen. Wann diese Ereignisse stattfanden kann niemand mit Sicherheit sagen, wahrscheinlich war es in den beiden ersten Jahrzehnten des 19ten Jahrhunderts. Aber ein 'Casey' trat immer wieder auf in den Reihen der Blauen, in den 30er Jahren und in den 50er und auch später. Unmöglich konnte das dieselbe Person sein. Vielleicht war es Vater und Sohn und Sohnessohn,oder die herausragenden Fähigkeiten eines Spielers ließen ihn zum Nachfolger eines älteren Casey werden und dann verwandelte er sich in den Augen der Menschen in den einen Casey.
Wie auch immer die Verehrung für ihn blieb die gleiche und sie wurde geradezu sprichwörtlich. Der Ausruf des Erstaunens der im allgemeinen Englisch mit 'My Goodness!' oder 'My God!' lautet, heißt in New America 'Mighty Casey!'.





Brav und fleißig war er, ja,
Bescheiden lebte er mit den Seinen
In Liberty-Stadt nicht, sondern
Draußen umgeben von Himmel, Meer und Land
Acht Flüsse, war des Ortes drollig' Name,
In geheimen Auftrag trat er vor
Und bereitete denen ein Feld
Macht nieder den hohen Mais
Brach ab der Büsche wild
Glättete den Grund und maß ihn ab
In gerader Linie schritt er dann ab
Des Spieles frisches Feld
Schnell wuchs aus feinem Samen
Ein grüner Teppich gewebt
Aus tausend, tausend Halmen
So ertrug er klaglos immer
Den niederen Spott der Gaffer
Auch die Klage seiner Hausfrau
Rührt ihn nicht. Das Gebot , daß ihn
Antreibt ist stärker: das Feld des Spiels
Das soll nun sein sein Leben
Mit scharfem Auge mißt er kühl
Das Sich die Linien wohl trefflich
Kreuzen im feinsten Winkel
Dem Rechten nämlich. Pythagoras
Hätts nicht besser machen können
Dort das Quadrat, die Male an den Ecken
Dann des Werfers Kuppe an rechter Stelle
und schließlich die weiße Linie weit
ins Außenfeld gezogen es war vollbracht.


Zufrieden sah John T Halfweek auf sein Werk.


Rasch fanden sich sich ein, die Roten,
Wie die Blauen, recht wildes  Jungvolk
Voll Gier miteinand die Kräft zu messen
So begann das Spiel sehr schnell und bald
War die Erregung dem Spielsinn
Schlimmster Feind, denn die beiden
Gerieten doch schneller aneinand
Als es galt der Regeln Geist zu deuten
Es ging so weit  daß der blutgen Köpf'
Nicht wenig waren. Als Halfweek sah
Wie rot-besudelt sein liebes Spielfeld war
Gerriet er außer sich und rief:
'Einhalt, ihr wilden  bösen Buben all!
Ich will euch geben ein teueres Gesetz
Mit 95 Regeln , den Treueschwur
Müßt ihr mir geben, das ihr das achtet'
Und er schrieb aufs weiß' Papier
Die 95 Regeln und schlug sie mit festen Schlag
An des Bürgermeisters feinem Tor
Damit ein jeder es dort lesen könnt'
Auf's neue nun das Spiel begann.
Welch Anblick! Dort kam er hervor
Mächt'ger Casey schwingt im Spaße
Sein Holz als wär's ein Zweiglein nur
Stark wie Herkules schlägt er den Ball
Soweit, daß die Sonne ihn versengt,
Wie Sisyphus geduldig nimmt er
Die leeren Schwünge, das Fehlen hin
Wie die Natur des Spiels es ihm gebietet
Das blaue Tuch um seinen Rindernacken,
Blickt er stolz hinein ins rote Lager
In deren Mitte sitzt ein Mann
Bedachtsam und gedankenvoll
Drei-Finger Brown wird er geheißen
In einem grausen Mißgeschick
Gingen zwei seiner Finger ihm verlustig
Das böse Schicksal jedoch wandte
Er, mit hohen Segens' Hilfe, um
Zu seinem Glücke. Und zwar so:
Mit drei Fingern versetzt er den Ball
In einen Schwung, daß er auf dem Weg
Zum Schlagmann gar aberwitzig kurvt
Und bloß Verwirrung hinterläßt.


So standen Rot und Blau dann gegnüber
Aber ei! es fehlt ein Dritter! Wo bleibt
Er, der keine Farbe sein eigen nennt
Er, der Wanderne, den kein Gesetz je bindet
Er, der stets einsam seinem Sterne folgt
Die Südtatze ist's, er, der mit falscher
Hand den Ball wohl schleudert und gut
Sein Handwerk macht, zu gut für viele
Die mit neidvoll Miene ihn verfolgen
Der ewige Linkshänder er ist's, auf
Hiesiger Kuppe jetzt, im Aug' des Spiels
Steht er, von wilden Winden des Zorns
Umweht. ' Was will Der hier?' die Roten rufen
'Du böser Bold, du, mach dich fort'
So schreien auch die Blauen laut
Doch ungerührt durch Tumult und Konfusion
Steht stolz Südtatze, denn Blick gen Westen
Zum Schlagmann hin und seine freie Hand
Die Tatze, hängt Richtung Mittag, an seinem Arm
Auf seiner Kuppe steht er und niemals
Wird er weichen, eh'  nicht drei Aus sind
Mit linker, schlechter Hand geworfen
Duchstoßen die Bälle wie Pfeile
Schlimm, der Schläger frohen Sinn
Die dann die Haare raufend sich niedersetzen
Den Linkshänder verfluchen, aber auch
Bewundern ob seiner wunderlichen Art.


'Der Kecke, der Überkecke', so lärmt
Der rote wie der blaue Haufen
'Bringt ihn weg und schlagt ihn fort'
Schreien wie von Sinnen sie. Doch
Niemand wagt am Ende ihn anzurühren
Denn er bannt sie alle. Südtatze bleibt
Auf ewig, überall bleibt er oder
Er geht dann, wenn es ihm beliebt.
Da rief Halfweek, der Weise, endlich
Mit mächt'ger Stimme und erlöst
Die im Streit und Zorn Gefangenen.
Er rief den Spielern, dem Himmel, zu:
"Spielt Ball!"
Und so geschah's.

(Da die Übersetzung von mir ist, möge der Leser bitte das holprige Versmaß entschuldigen. Für den auswärtigen Leser muß ich erklären, daß das Spielfeld immer in Ost-West-Richtung ausgerichtet ist, um dem Werfer, wie dem Schlagmann möglichst weit die Blendung durch die Sonne zu ersparen. Bei einem linkshändigen Werfer zeigt dessen Wurfhand in südliche Richtung, wenn er dem Schlagmann gegenüber tritt)

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