Montag, 2. Mai 2011

38.) Eight Rivers, im Juni 1893, Ein Tag im Museum (Teil III)

.....Mit diesen Worten öffnete er den Deckel der Schatulle. Sie war innen mit kostbaren roten Samt ausgeschlagen und auf diesem Samt lag ein blaues Tuch zu einem Dreieck gefaltet.
Mr Cairos hatte sich verändert. Der Habitus eines routinierten Museumsführers, den ich am Anfang meines Besuchs bemerkt hatte, war dem eines begeistertem Sammlers gewichen, der seinen Schatz stolz präsentierte. Auf das genaueste scien er meine Reaktion im Auge zu behalten. Er blickte im schnellen Wechsel zu mir und dann zurück zum Tuch und wrang dabei unablässig die Hände. Ein seliges Lächeln war auf seinem Gesicht, wenn er das Tuch betrachtete und wenn er zu mir sah, war da Unsicherheit, fast Ängstlichkeit. Ich sah auf das Tuch und schwieg. Die Stille dauerte eine ganze Weile, schließlich fühlte ich das die Höflichkeit mich zwang irgendwelche anerkennenden Worte zu sagen.
"Ein außergewöhnliches Stück!", kam über meine Lippen.
Aber was hatte dieses Tuch mit dem Ballspiel zu tun? Casey hatte es getragen, na und? Nehmen wir an es wäre wahr, was bedeutet es. Auch ich bin ein Ballspieler - an einem guten Tag, in einem guten Spiel bin ich gleich Casey und in einem schlechten Spiel, am nächsten Tag scon, dann bin ich nichts.
So ist es bei einem Ballspieler, so ist das rätselhafte Ballspiel.
Vielleicht hat der Mächt'ge Casey das Rätsel gelöst und einem guten Tag, ein weiteres gutes Spiel folgen lassen, vielleicht har er nur gute Tage gesehen und gute Spiele gespielt, und hat dann alles verwoben zu einem Lied und aus dem Lied wurde eine Symphonie aud der sein Ruhm klang und klingt. Und er ist durch sein Leben marschiert im Takt dieser Musik bis zu seinem Ende.

"Ist es eigentlich wahr, daß Casey ertrunken ist?", fragt ich Mr Cairos.

"Das ist Stand der Forschung, ja. Auf einer Schiffsreise muß er über Bord gefallen sein, niemand hat es bemerkt. Er wurde am Abend noch gesehen, aber am nächsten Morgen war er weg, seine Leiche wurde nie gefunden."

Mr Cairos war ein wenig überrascht über meine Frage und sprach etwas zögerlich.

"Und das Tuch?", fragte ich.

"Das Tuch? Was meinen sie damit? - Ach ja das Tuch war in seiner Kabine geblieben, er war ohne Tuch ins Wasser gestürzt - zu Glück, wenn sie mir erlauben das so auszudrücken. Später an Land ist der Vorfall von der Polizei untersucht worden, man kam zu keiner anderen Erklärung, als die eines Unfalls. Das Tuch wurde sichergestellt und kam nach Umwegen und längerer Zeit, irgendwann in meinen Besitz und ich konnte es der Nachwelt erhalten."

Mein Museumsführer blickte mich weiterhin an mit einer Mischung aus Stolz und Treuherzigkeit.

"Ich sehe mein kostbares Ausstellungsstück scheint ihnen zu gefallen."

Wie kam er zu diesem Schluß? Er setzte fort:

" Das freut mich außerordentlich. Aber ich bin noch nicht am Ende, Ich habe noch etwas für sie."

Mit diesen Worten bewegte er sich wieder zu dem Schubladenschrank, öffnete eine weitere Schublade und nahm eine neue Schatulle heraus, diese war ein wenig kleiner als die erste. Alles war wieder sorgfältig verschlossen und Cairos brauchte einige Zeit bis die Schatulle auf dem Tisch lag. Er schloß sie auf und öffnete sie wortlos. Auch hier war roter Samt im Inneren und darauf lag..ja was lag darauf? War es Staub oder eher Fusseln oder Fasern?
Mr Cairos bemerkte narürlich meinen unschlüssigen Blick.
"Sie müssen ganz genau hinschauen, mein junger Freund, hier nehmen sie diese Lupe. Sehen sie jetzt? Ja, es sind die Barthaare von Dreifinger Brown!"

Das wurde ja immer verrückter. Ich wußte nicht sollte ich lachen oder gähnen oder brüllen vor Lachen? Aber ich spürte auch Mitleid mit diesem Mann und auch so etwas wie Respekt, trotz allem.

"Die Authentizität dieser Wertstücke ist übrings verbürgt. was halten sie davon?"

(Fortsetzung folgt)

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