Sonntag, 24. April 2011

37.) Eight Rivers, im Juni 1893, Ein Tag im Museum (Teil II)

....und nicht zu vergessen Southpaw, die Südtatze, der ewige Linkshänder, wahrscheinlich die geheimnisvollste und unzugänglichste Figur von allen. Wie treffend und lebendig ist das erste Zusammentreffen dieser Drei in William's Werk geschildert, sie kennen es ja",


dabei deutete er kurz auf mich, blickte zu mir, um dann wieder jenen Punkt in der Ferne zu suchen, der offenbar sein Fixpunkt war um den seine Gedanken rotierten.


"Ergreifend, wie er dieses Urspiel darstellt, aber Obacht!, wir dürfen uns doch nicht von James William und seiner großen Kunst täuschen lassen. Es handelt sich um ein poetisches Werk, um Literatur, um Phantasie, eine feinst gesponnene Phantasie zwar, eine wahrhaftige Phantasie. Wahrhaftig? Ja, das ist sie! Wahrheit? Nein, das ist sie sicher nicht!"

"Wir", und dabei zeigte er auf sich, ", als Wissenschaftler, wir streben danach die Tatsachen zu kennen, die kühle Wirklichkeit, und in dieser Hinsicht bin ich stolz einen gewissen Beitrag leisten zu können."

Damit unterbrach er seine Rede, ging zu einem der Schränke, nahm einen Schlüsselbund, öffnete eine der Schranktüren. Dahinter zeigten sich eine Fülle von Schubladen. Er nahm einen anderen Schlüssel, wegen der Größe des Schlüsselbundes brauchte er eine Weile bis er den richtigen gefunden hatte. Dann schloß er die Schublade auf, zog sie heraus und entnahm ihr eine lederne Schatulle. Sie war länglich vielleicht einen halben Meter breit, er legte sie auf den Tisch. Auch diese Schatulle war von einem Schloß geschützt, der richtige Schlüssel fand sich. Cairos drehte ihn, ließ aber den Deckel geschlossen. Vermutlich glaubte er seinen Besucher noch auf den Anblick, der ihn erwartete, vorbereiten zu müssen.

" Der Mächt'ge Casey", so fing er an, um nach diesem Namen eine Pause zu machen. In der Stille schien das Gesagte im Raume nach zu klingen, "der Mächt'ge Casey ist jedermann bekannt. Sein Mut, seine Kraft, sein Willen, kurz sein Charakter sind sprichwörtlich. Was aber hatte ihn zu dem gemacht, was er wurde? Darf ich Sie das fragen, was machte Casey zu Casey?"

Ich war ein wenig überrumpelt durch Cairos' direkte Frage. Er bemerkte meine momentane Verwirrung.

"Entschuldigen Sie bitte die Frage! Natürlich wissen Sie es, alle wissen es, jeder hat es vor Augen."

Jetzt fiel es auch mir ein. Hier unterbrach ich Cairos und rezitierte jene berühmte Stelle:

Welch Anblick! Dort kam er hervor
Mächt'ger Casey schwingt im Spaße
Sein Holz als wär's ein Zweiglein nur
Stark wie Herkules schlägt er den Ball
Soweit, daß die Sonne ihn versengt,
Wie Sisyphus geduldig nimmt er
Die leeren Schwünge, das Fehlen hin
Wie die Natur des Spiels es ihm gebietet
Das blaue Tuch um seinen Rindernacken,
Blickt er stolz hinein ins rote Lager

"Sehr richtig, mein junger Freund!" (Hatte er mich nicht vorher mit 'junger Mann' angesprochen?) "Sehr richtig, es ist das Blaue Tuch! Kann es einen Mächt'gen Casey geben ohne blaues Tuch? Das ist undenkbar! Was ist das blaue Tuch ohne Casey? Ein Fetzen Stoff ist es, nichts weiter, völlig wertlos!
Das Blaue Tuch und Casey sind eine Einheit, eine hohe Einheit."

Es folgte eine sehr lange Pause. Cairos schien betroffen und gerührt von seinem eigenen Wort 'eine hohe Einheit'.

"Ich möchte sie nicht weiter auf die Folter spannen. Das Blaue Tuch existiert. Es ist jetzt in diesem Raum. Es liegt vor ihnen."

Mit diesen Worten öffnete er die Schatulle.........

(Fortsetzung folgt)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen