Donnerstag, 7. April 2011

29.) May Pen, May 31, 1893, Lachen oder Hassen?

Die Morant Bay 59ers kamen heute Mittag mit dem Zug an. Wie üblich haben wir als Heimmannschaft sie begrüßt. Zu Beginn einer Serie ist es üblich, daß die beiden Mannschaften vom Bahnhof aus Umzug durch die Stadt machen, begleitet von der Marching Band unseres Klubs. So auch dieses Mal. Kaum hatte der Zug aus Liberty City angehalten, stiegen die Spieler der 59ers im raschen Schritt aus und sammelten sich , immer dirigiert von der durchdringenden Stimme ihres Managers, Frank Horan. Ihre heroische Geschichte (siehe vorige Post) und ihr Status als DIE Mannschaft New Americas, war dem Manager Horan offenbar Grund genug mit militärischen Habitus seine Mannschaft zu führen. Das zeigte sich auf fast komische Weise während des nun folgenden Umzuges.
Allen voran marschierte unsere Marching Band und schmetterte schmissige Musik durch die Strassen, auf sie folgte Die Mannschaft der Morant Bay 59ers und ihre Coaches, den Schluß bildete unsere Mannschaft, die Jaguars. Die 59ers nahmen das Marschieren allerdings sehr wörtlich: In geraden Reihen geordnet, mit ernsten nach vorne gerichteten Blick und präzisem Schritt folgten sie der Musikkapelle. Das Tempo der 59er war allerdings sehr viel höher als das der eher schlendernden Musiker und so stieß die vordere Reihe der Ballspieler bald auf den hinteren Teil der Musiker. Manager Horan rief dann mit schneidener Stimme: "Schneller, die Musik!!!"
Die Musiker verblüfft und auch ein wenig verärgert, folgten den Befehl oder versuchten es zumindest. Aber sie waren immer noch nicht schnell genug. So kann erneut der Befehl "Schneller, die Musik!!!" Irritiert verloren sie nun vollends ihren Rhythmus, besonders die Bläser waren von der schnellen Schrittgeschwindigkeit  dermaßen aus der Puste, daß nur noch ein Musikbrei zu hören war, immer begleitet von dem Marschgeräuschen der 59er und Morans wiederholten Befehl:
"Schneller, die Musik!!!!"
Auch wir, die wir hinter den 59er gingen hatten Mühe Schritt zu halten. Wir amüsierten uns über dieses kindische, militärische Gehabe unserer Gäste und auch die inzwischen zahlreichen Zuschauer am Straßenrend lachten und feuerten den gesamten Umzug an. Neben den Reihen der 59er versuchten sich Kinder mit einzureihen und mit gleicher gespielt ernsten Miene es den Spielern gleichzutun und die Marschbewegungen nachzuäffen. Sie wurden schnell mit einem barschem "Weg da, ihr Ratten" von Horan weggescheucht. Unsere Marching Band war irgendwann endgültig am Ende, trug nur noch ihre Instrumente und wurde geradezu getrieben von den disziplinierten Reihen hinter ihnen.
Wir, Jaguare, hatten aufgegeben den 59er zu folgen , wir liefen hinterher, winkten ins Publikum, sangen ein paar Lieder, tauschten einige Worte mit den Leuten am Strassenrand und gaben uns Mühe eine Menge Goodwill zu erzeugen, so wie es sein sollte.
So sehr uns das Verhalten der 59er zuerst amüsiert hatte, so muß ich zugeben, daß die Belustigung allmählich einem anderen Gefühl wich und das war das Gefühl des Zorns. Ich begann diese 59er zu hassen und insbesondere ihren Manager Horan, mit seinem nach vorne gestreckten Kinn und seiner lauten, keinen Widerspruch duldenen, Stimme. Und meinen Mannschaftskameraden ging es genauso zu gehen wie mir, das sah ich in ihrem Blick und hörte es aus ihren hingeworfenen Bemerkungen.
Das war gut. Wenn du die Anderen haßt, dann holst du ein wenig mehr aus dir raus, das wußte ich, das war mir klar. Und wir waren uns einig und freuten uns auf das Spiel am Abend.

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